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Gedichte über Energie - & Seelenvolles - Seite 280


Unsterblich

Beim ersten mal war mein Arzt noch etwas
Nervös. Dann, als er mir sagte das ich
unsterblich bin. Er hat mir einfach erklärt:
Meine Gene! Meine Zellen! Mein Körper,
ist eben ohne Fehler. Es ist alles biologisch.
Es liegt nicht an meiner wunderbaren Güte,
dass ich unsterblich bin! Es liegt nicht an
meiner göttlichen Schönheit, dass ich
unsterblich bin. Es liegt nicht an meiner
Aufrichtigkeit, dass ich unsterblich bin.
Es ist einfach nur die Biologie. Das Leben!
Das hin und wieder auch nicht alles weiß.
Und so einfach mal aus den Bahnen läuft!

Beim zweiten mal war mein Arzt etwas
gelassener. Dann, als er mir sagte das
ich unsterblich bin! Er hat mir einfach
erklärt: Meine Biologie! Und die Gene die
verrückt spielen! Und die Natur, die hin
und wieder Salto schlägt. Es liegt nicht
an meinem allwissenden Wesen, dass ich
unsterblich bin! Es liegt nicht an meiner
unendlichen Klugheit, dass ich unsterblich
bin. Es liegt nicht an meinem positiven
Denken, dass ich unsterblich bin. Es liegt
nicht an meinem wunderbarem Charme,
dass ich unsterblich bin. Es ist einfach nur
die Biologie. Das Leben, das sich hin und
wieder verläuft.

Beim dritten mal war mein Arzt ganz ruhig
und freundlich. Dann, als er mir sagte das ich
unsterblich bin. Er hat mir einfach erklärt:
Mein Blut! Meine Organe! Mein Körper. Meine
vollkommene Harmonie. Und wie Himmlisch
das alles ist. Irgendwie unbegreiflich. Und es
liegt nicht an meinem netten Wesen, das ich
unsterblich bin. Es liegt auch nicht an meiner
lustigen Art, das ich unsterblich bin. Und es
liegt auch nicht, an meiner endlosen Demut,
das ich unsterblich bin. Es ist einfach das Leben.
Und wie es so ist. Und das da niemand so
genau durchblickt!

Klaus Lutz
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Der Baum

Selbst der größte Baum in unserem Land
aus einem kleinen Keim entstand.
Ein Vogel einst verlor im Flug
das Korn, das er im Schnabel trug.
Es fiel am Gartenzaun zur Erde,
auf dass ein Keimling daraus werde.
Mitten zwischen zwei hölzernen Latten,
wo es die Gärtner nicht gesehen hatten.

Und als ein Maler kam, den Zaun zu streichen,
seine Äste über den Zaun schon reichten.
Als nach drei Jahren der Maler wiederkam,
das Bäumchen schon viel Platz einnahm.
Das Bäumchen reckte sich, wuchs zu den Sternen,
der Maler musste zwei Latten entfernen.
Nach weiteren 3 Jahren kam der Maler wieder,
da lag der halbe Zaun darnieder.

Der Baum hatte sich ausgebreitet
und seinen Durchmesser erweitert.
Der Maler kam mit einer Säge angerannt,
den Baum zu kürzen mit starker Hand.
Als das ein Mann vom Amte sah,
war er dem Herzinfarkt fast nah.
So ein Baum, sei eine Rarität,
selbst wenn er ohne Qualität.

Die Nester, in denen Vögel Eier legen,
kann man nicht so schnöde absägen.
Außerdem steht irgendwo geschrieben,
der Schöpfer soll die Bäume lieben.
Der Baum ist jetzt zwölf Jahre alt
und hat bestimmt in der Erde Halt.
So hatten wir immer gedacht,
dass der Sommer ihm nichts macht.

Doch ohne Wasser gibt es keinen Wein
und auch unser Baum ging langsam ein.
Weil ihn Hitze und Trockenheit plagen,
ließ er vom Sturm sich die Äste abschlagen.
Nun steht er wie ein Mahnmal da
und ist dem Baumringkrampfe nah.
Sollte er jedoch zu sehr leiden,
werden wir ihn kurz über der Erde abschneiden.

22.08.2018 © W.R.Guthmann
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