Damit es gerecht zugehen mag
hatte neulich ich Geburtstag.
Zeitig aus dem Bett gesprungen
mit Wasser und Rasierklinge gerungen.
Eingesprüht mit diesem Diesel,
das den Opa treibt wie’ n Wiesel.
Angezogen wie am Feiertag,
gar nicht so, wie ich es mag.
Jetzt war ich zum Kampf bereit,
denn sehr schnell verstrich die Zeit.
Als erster Gast der Pastor kam
mit mir das Abendmahl einnahm.
Das bestand an diesem Tage
bei mir aus einer Branntwein-Lage.
Die Menge weiß ich nicht genau
und der Pastor war auch eine Frau.
Sie sprach das Vaterunser laut,
ich habe synchron mich nicht getraut.
Beim Gehen hielt ganz höflich ihr
der Bürgermeister auf die Tür.
Der Dorfschulze als Parteigenosse
schüttelte symbolisch mir die Flosse,
trank zwei frische Pfeffi-Runden
und war schnell wieder verschwunden.
Und so ging es den halben Tag,
bis ich mittags flach da lag.
Das Leben ging mir durch den Kopf,
mir wurde schlecht, drum kam ein Topf.
Am Abend wurde ich erschreckt,
mit kaltem Wasser aufgeweckt.
Die Familie stand um mich herum,
als wär mein letztes Stündchen um.
Erbschleicher fiel mir dazu ein,
doch zog ich rasch die Zunge ein.
Wieder schnell das Wasser nutzen,
Kleidung und Gesicht fein putzen.
Der Diesel-Einfluss nicht gelang,
weil jeder Gast jetzt selber stank.
Ich kam grad recht zum kalten Büffet,
damit ich das große Elend seh.
Wegen der hohen Arbeitslosigkeit
hatten alle zum Essen viel Zeit.
Jeder verputzte ne Riesenportion
und zum Schluss sogar die Dekoration.
Weil einer Häuser aus Zucker gebaut,
wurden sogar die Servietten gekaut.
Es wurde alles verputzt und vernichtet,
als wäre man dazu verpflichtet.
Zwischendurch mit vollem Mund
goss man Bier sich in den Schlund.
Später war es Wein und Sekt,
den ich selbst nicht mal entdeckt.
Da war es erneut zu spät,
als dass man kürzer treten tät.
Jeder hofft, ich werde uralt,
und habe wieder Geburtstag, bald.
18.01.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann