Gedichte zur Beziehung - Seite 64

Langsam mit gar bangen Blicken
Läuft Heinz-Dieter zu Marie.
Wird er sie auch heut beglücken?
Unbeschenkt blieb sie noch nie.

„Liebste, Liebste, Allerschönste,
Lässt du mich auch heut errö’n?
Liebste, Liebste, Allerschönste,
Liebling, du bist wunderschön.

Nimm mit deinen zarten Fingern
Diesen Ring von meiner Hand!
Danke auch den Überbringern
Aus dem weit entfernten Land!“

Marie stammelt leise: „Danke!
Wenn ich jetzt nicht vor dir stände“,
Zitternd hält sie seine Hände,
„Wär der ganze Tag versäumt!“

Er verschlang sie mit Haut und Haar
Das fand sie zuerst wunderbar
Doch dann wurde er unnahbar
Und sie sich fremd und sonderbar

Mit einem Lappen
Die Oberseite gesäubert
Fast alle Spuren entfernt

Der Tisch ist weiss
Das Essen ist vorbei
Ein Haar liegt noch herum

Blond und lang
Es muss von ihr sein
Eine Erinnerung an gestern

Ich nehme das Haar
Klebe es an den Spiegel
Für morgen und überhaupt


© René Oberholzer

- Fiktion -

Als junges Mädchen
hing sie ihren Träumen nach,
sehnte sich nach der Liebe, dem Glück,
doch ihre Sehnsüchte schmeckten bittersüß,
das Schicksal hat sie arg gebeutelt,
sie fühlt sich einsam und leer,
jetzt, als alte Freu -
doch steht ihr treu zur Seite
ein einst herrenloser kleiner Hund,
der all ihre Liebe dankend erwidert,
sie sind ein Herz und eine Seele
verstehn sich ohne Worte,
Seelen sind beglückt.