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Gedichte über das Auto - Seite 12


Der nächtliche Elfenreigen

Als Jüngling wollte ich einst ganz sicher geh‘n,
im Mondenschein ein nacktes Mädchen seh’n.
Am Stadtrand war gerade Bauernmarkt,
drum habe ich mein Fahrrad dort geparkt.
Hier gab es bestimmt das richtige Mädchen,
nicht zu dick oder dünn wie ein Fädchen.

Dabei kam ich auch an der Stelle vorbei,
wo vorhin erscholl ein lauter Schrei.
Das Pflaster um den Gemüse/Obsttisch
war voll Blut, sehr viel und auch frisch.
Da hatte ein Verkäufer oder Kunde
aber eine stark blutende Wunde.

Meine Neugierde war wie immer geweckt
und ich hab den Verletzten auch entdeckt.
Am Brunnen saß ein Mädchen und hat geflucht,
dabei war sie der Typ, den ich heute gesucht.
Und ein Autofahrer hatte den Unfall gesehen
und blieb mit Auto samt Verbandskasten stehen.

Zu dritt versorgten wir die Wunde
und ich erfuhr, sie war nur Kunde.
Die Marktfrau, ein Vampir von Weib,
nutzte immer ruhige freie Zeit,
nahm das große Küchenmesser
und halbierte die Kohlköpfe für kleine Esser.

Am Nachbarstand lag stets ein Hund,
der schlief am Tag so manche Stund.
Vielleicht hatte er gerade ausgepennt,
denn er entdeckte einen Konkurrent.
Er zerrte an der Hundeleine,
die geschlungen war um des Tisches Beine.

Der Tisch wackelte bis er rutschte,
das Messer aus der Hand flutschte,
fiel vom Tisch und stach bei lautem Schrei’n
der Kundin direkt und tief ins linke Bein.
Nun saß das Mädel auf des Brunnen Rand
und wusch mit Wasser Blut von der Hand.

Ich hatte Zeit und setzte mich daneben,
wollte notfalls Unterstützung geben.
Wir redeten über alle möglichen Themen
und brauchten uns dessen nicht zu schämen.
Sie war auch eine redselige kleine Kesse
und gab mir zum Abschied ihre Adresse.


Und eine Woche später, als fast alles geheilt,
sind wir beide zur Lichtung mit der Quelle geeilt.
Dort zeigte sie mir, dass trotz Verband,
sie fest auf ihren beiden Beinen stand.
Sie zeigte auch, was zu einer Elfe gehört
und ich gebe zu, es hat mich nicht gestört.

20.02.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Kabel durch Berlin

Kain und Abel aus Schwerin
ziehen Kabel durch Berlin.
Entlang der Straßen, über Brücken,
manche müssen durch die Straße drücken.
Öffnen sie ein Trafohaus,
kommt bestimmt ein Pärchen raus.

Kain und Abel aus Schwerin
ziehen Kabel durch Berlin.
Hört es am Unterflurverteiler auf
steht bestimmt ein Auto drauf.
Und meist findet man dort, das ist kein Witz,
einen Kabelmerkstein mit nem Blitz.

Kain und Abel aus Schwerin
ziehen Kabel durch Berlin.
Meistens einen Meter tief,
da geht selten etwas schief.
Kabel und Rohre für’n Topp
hat der Berliner doch im Kopp.

Kain und Abel aus Schwerin
ziehen Kabel durch Berlin.
Schützen oft sie mittels Rohren,
die die andern dann durchbohren.
Auf der Brücke hat es flott geklappt,
sogar das Zweitkabel wurde gekappt.

Kain und Abel aus Schwerin
ziehen Kabel durch Berlin.
Sollte wer ne große Klappe wagen,
geht es diesmal an den Kragen.
Ein ganzer Stadtbezirk im Dunkeln,
genießt dabei zärtliches Munkeln.

Kain und Abel aus Schwerin
ziehen Kabel durch Berlin.
Die Reparatur dauerte 30 Stunden,
bis man das passende Kabel gefunden.
Schließlich hängt ein Stadtteil dran,
nicht die Speisung der Modelleisenbahn.

Kain und Abel aus Schwerin
ziehen Kabel durch Berlin.
Man kann es nicht einfach flicken,
mittels neuer Muffenstücken.
Die Reparatur erfolgte gewissenhaft
und Köpenick hat frischen Saft.

Kain und Abel aus Schwerin
wollen jetzt nach Babel zieh‘ n.
Der Stromminister von Berlin
erinnerte an Mister Bean.
Dabei verbrannte volle Pulle
wieder manche Röstbrotstulle.

20.02.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Kann denn Parken Sünde sein?

Ohne Auto, muss ich ehrlich sagen,
geht kaum etwas in meinen Tagen.
Fahren mit Schwung und Gas
macht dabei noch immer Spaß.
Doch das Schlimmste an der Fahrerei
ist in der Stadt die Parkerei.

Schon seit vielen, vielen Jahren
darf ich zu meiner Freundin fahren.
Der Parkplatz für meine Räderschar
anfangs noch eine Ruine war.
Mein Auto stand zwischen Schutt und Dreck,
Beschwerden hatten keinen Zweck.

Erst vor Staatsbesuch in unsrer Stadt
man die Ruine schnell beseitigt hat.
Es wurde ein breiter Graben gezogen,
dort hinein ist alles geflogen.
An der Platzeinfahrt ein blaues Schild
zeigte an, dass hier das Parken gilt.

Nach den Wahlen war es soweit,
einfach nur Parken entsprach nicht der Zeit.
Jetzt lag hinter der Frontscheibe
die eingestellte blaue Parkscheibe.
Uniformierte Ordnungshüterwesen
konnten nun die Parkdauer ablesen.

Jeder dieser Parkdauer Ableseposten
verursachte aber eigene Kosten.
Man stritt über falsch oder richtig
und mein Parken wurde kostenpflichtig.
Und dann kam ein einfacher Automat,
der für jedes Auto kassiert nur hat.

Mit Münzen in 20 Pfennigschritten
ließ man die Fahrer zur Kasse bitten.
Doch keiner sagte „Bitte“ oder „Danke“,
drum montierte man eine Schranke.
Kraftfahrzeug fahrende Damen und Herren
mussten bei der Einfahrt einen Zettel zerren .

Diesen Parkschein mit sich führen,
im größten Trubel nicht verlieren.
Erst zum Automaten gehen
und dort in der Schlange stehen
Gut, wenn man bereits parat
die Parkgebühr in Münzen hat.

Die Ausfahrt hat besonderen Charme,
da braucht man einen langen Arm.
Fällt der Schein vor den Automat
wird der Fahrer zum Akrobat.
Links stößt man die Türe ran,
rechts hat sie kein Höschen an.

Gut, wenn hinten noch zwei Türen
mühsam aus dem Auto führen.
Hat den Schein man dann gefunden,
ist die Beifahrerin verschwunden.
Und dann fällt die alte Frage ein,
kann denn Parken Sünde sein?

21.05.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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