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Gedichte über Aufklärung / Erklärung - Seite 116


Äffische Parabel

Äffische Parabel

Alle Wesen dieser Welt haben Standpunkte.
Der Mensch, gedanklich getrieben, politische, religiöse, familiäre
oder z.B. fan-anitsche eines Fußball-Clubs.
Animalische Standpunkte sind instinktives getriebenes Revierverhalten
oder an den Futterstellen, um auch hier Beispiele zu nennen.
Der Standpunkt ist individuell geprägt und wird deshalb mit
Vehemenz verteidigt. Nur der eigene Standpunkt zählt. Ein Austausch
findet nie statt, was die Sachlage demnach erschwert.
Woher ich das weiß...ich bin ich!
Man kann dies auch an einer kleinen Geschichte erläutern.

In einem Zoo gebärden sich menschliche Wesen ziemlich albern
vor der Glastrennscheibe am Kapuziner Gehege. Sie schneiden
Grimassen und drücken sich an der Trennscheibe beinahe die
Nasen platt.
Der Affenchef beobachtet dies mit stoischer Verwunderung. Dann ruft er seine Gefährten zusammen und erklärt, was da s e i n e r Meinung
nach hinter der Glastrennscheibe passiert.
Er erläutert seinen Standpunkt:
„Liebe Artgenossen, wenn man den Wesen die Freiheit nimmt, dann
geschieht, was ihr da seht. Schön, dass wir frei sind und nicht so
eingeengt zusammen getrieben sind. Wir können hüpfen, springen,
klettern oder uns verstecken, ganz nach belieben, wir sind f r e i !
Schaut die armen Wesen hinter der Scheibe, eingeengt protestieren
sie mit hilflosen Gebärden gegen ihre Unfreiheit und beneiden uns.
Seid froh, dass wir frei sind.
Das war sein Standpunkt!

Vor der Trennscheibe erklärt ein Vater seinem Sohn:
„Nur wer wie wir Menschen uns nicht faul treiben lassen sondern
unseren Geist benutzt haben, sind wir nicht eingesperrt wie die
armen Wesen da drin. Eingesperrt und unfrei leben sie in völliger
Abhängigkeit! Mein Credo: nur Fleiß verhinderte ein solches Leben
wie das da drinnen!“

Zwei Standpunkte....diametral. Fest zementiert. Man kann sie
verschieden vertauschen, es ändert sich nichts ob vor oder hinter,
hinter oder vor alles ist gleich...
Alle Wesen haben Standpunkte.
Die Besucher gehen weiter, der Affenchef zieht sich weise zurück.
Ich bin ich und nur das gilt...eine schwierige Wesenverwandtschaft!
So aber ist die Welt!
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Krank ?

Krank, behindert, sonderbar und verwirrend,
Empathie los, und sich in der Wahrnehmung irrend...
all diese Vorurteile sind wir ausgeliefert.
Aus der Gesellschaft sind wir ausgegliedert.

Nur, weil wir anders sind, als andere Menschen auf dieser Welt...
ist es die Gesellschaft, die uns Sachen vorhält,
für die wir nichts können. So sind wir nun mal geboren.
Und haben uns geschworen,

aus diesem Leben das Beste zu machen,
mit all den guten und schlechten Sachen.
Klug sind wir, freundlich und hilfsbereit,
unser Spektrum ist vielseitig und breit.

Asperger, Kanner, Atypisch, all diese Begriffe sind zusammengefasst
zu einem Wort, das ich schon immer habe gehasst.
Autismus Spektrums Störung, was für ein Mist,
das einfach nur Autismus, eine andere Seinsweise ist!

Von wegen eine Störung! Das denken die wenigsten Autisten, dass das stören kann.
Wir sind auch nicht der Rain Man,
wir sind nicht die Kranken,
wir haben nur von den Nicht-Autisten bekommen diese Schranken.

Wir sind auch nicht verbittert, nach dem was ihr uns bescheinigt,
wir wurden aber auch nicht von euch gesteinigt,
nein, nur mit Vorurteilen wurden wir erzogen,
von den Medien wurden wir hinsichtlich Autismus belogen.

Wir Autisten sind keine Kranken, keine Genies, kein Rain Man,
auch ich als Autist nicht alles kann.
Nicht Autisten und Autisten sind doch gleich im Grunde,
so kann man auch zusammenhalten in einem Bunde.

Gegen Vorurteile und Diskriminierung an beiden Seiten.
Lasset uns nicht das Leben vergeuden mit Streiten,
lasst uns einfach so leben wie wir nun mal auch sind.
Im Grunde sind wir alle auch irgendwie blind.

Denn, das Auge, das Gehirn sehen nur die unwichtigen Sachen,
lasst das Sehen lieber vom Herzen machen.
Mit dem Herzen sehen,
nur so kann man auch als Autist und umgekehrt alle Menschen irgendwie verstehen.

-Sarah Crecelius, 12.11.2018
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