Gedichte über Alltägliches - Seite 619

Wo soll ich hin,
wenn mir kein Ort gibt
den rechten Sinn.
Wo ist mein wahres zu Hause,
wo es doch Plätze gibt zu Haufe.
Kann nicht jeder Ort ein Platz für mich sein,
wenn er mir gibt das Gefühl
von angenommen und nicht mehr einsam sein.

Willkommen im Herzen eines
lieb habenden Menschen,
der mich mag,
wie die Sonne das Licht,
das Meer das Wasser
und der Wind die Luft,
denn da,
es gibt überhaupt keine Kluft,
sondern nur ein
selbstverständliches Sein,
wie im großen
Weltenverein.

Solyluna
August 12

Ich lebe doch,
weiß nicht, wie lange noch.

Ich sterbe dann,
weiß aber nicht wann.

Ich lese stumm,
weiß aber nicht warum.

Ich schreibe gedichtet,
weiß nicht wer es sichtet.

Ich liebe echt,
weiß nicht, ob es so recht.

Ich küsse tüchtig,
weiß nicht, ob es auch richtig.

Ich staune an manchen Tagen,
dass ich lebe, ohne zu fragen.

05.12.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Dein neues Lebensjahr,
du wirst es,
wie immer,
vortrefflich nutzen,
um zu sticken,
zu nähen,
den Garten wieder frisch
besähen,
in der Küche ein Hexenwerk
vollbringen,
nebenbei mit einem Kinde singen,
beobachten,
wie alles duftet und dampft,
blüht und wächst,
wie Formen entstehen,
sei´s aus deiner Hand,
oder von der Natur
geschickt und gewandt
dahin gezaubert,
dabei wird doch immer bedacht,
dass Schönheit
und Geschmack
findest seinen angemessenen Platz
im Auge des Betrachters,
im Gaumen des Genießers,
beim Plaudern und Reden,
einem gemeinsamen fröhlichen Achter,
da soll Venus bleiben
und auf der Stelle treten,
dort entfaltet sie Ihren großen Schatz,
die Göttin der Ästhetik,
sie lebt und wirkt in dir,
stets professionell und stetig.

Solyluna
13.10.13

Als ich mich spontan erfrechte
zu erforschen fremdes Land
und bei einer Frau das Echte
suchte und nur Schminke fand,
fand ich das schon provokant!

Blech mit Bronze zu umpinseln
gibt bekanntlich noch kein Gold!
Wenn jetzt viele Damen winseln
(auch mein Liebling hat gegrollt) - - -
so hab ich das nicht gewollt.

Mich entführen bunte Farben
schnell ins Reich der Fantasie,
doch dort gibt`s nur Enttäuschungsnarben,
was ich erhoffte, fand ich nie;
was bleibt ist Frust-Melancholie.

Deshalb liebe ich die echte,
blendwerkfreie schlichte Kunst;
im harten Schönheitswahngefechte
ist die übertünchte Frau sehr schnell verhunzt,
worauf kein Schwein mehr nach ihr grunzt!


(© Friedrich Graf)