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Gedichte über Alltägliches - Seite 249


Rentner müsste man sein

Rentner müsste man sein

Der Rentner hat ein schönes Leben
dachten wir beim Arbeitsstreben.
Wenn wir morgens zur Arbeit eilen,
kann er sich den Tag einteilen.

Gefallen ihm morgens Sternschnuppen,
schläft er weiter bis in die Puppen.
Oder er küsst erwachend sein Weib
und lobt tastend ihren Laib.

Die Bruttosozialproduktschaffenden
beneiden nachmittags die Rocksaumraffenden.
Wer körperlich sein Brot erwirbt
ausgezehrt auch eher stirbt.

Der Rentner morgens aus dem Bette springt,
weil das Mülltonnen leeren erklingt.
Nebenbei zu früher Stunde
drehte der Ableser einst die Runde.

Jetzt steckte er nur Zettel ein,
ablesen müssten wir allein.
Der Nachbar brachte eine Flasche Bier,
sagte: Lies doch auch einmal bei mir.

Dabei hatte ich einen Termin,
damit beim Hausarzt ich erschien.
Denn vom Kopf bis zu den Zehen
wollte er meinen Körper sehen.

Am nächsten Tag alles zur Arbeit schniefte,
zu Hause einer die Feuerlöscher prüfte.
Gleichzeitig konnte es geschehen,
der Paketdienst wollte eine Unterschrift sehen.

Zwei seriös gekleidete Sektenwesen
wollten uns etwas Wichtiges vorlesen.
Als es Zeit wurde zum Mittagsschlaf
mich ausgerechnet der Gerichtsvollzieher traf.

So geht das den ganzen Tag,
das gefällt nur dem, der es mag.
Wasser, Öl, Gas Holz und Kohle
man empfängt oder erst hole.

Die Säcke Kartoffeln zur Einkellerung
halten das Konto und den Rücken jung.
Unfälle, Notarzt, Krankenwagen
oder Obst zum Mosten tragen,

das scheint alles Rentnerpflicht,
nach der Arbeit geht das nicht.
Kein Wunder, dass die Rentner schrein:
Werktätiger müsste man sein.

30.09.2018 © W.R.Guthmann
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