Wer wird gekrönt?

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Wer wird gekrönt?


Glaub' ja nicht, dass gekrönt nur werden,
Die Oberhäupter bei uns sind,
Ohn' Intriganz und Seilschaftherden
Zu ihrem Amt gekommen sind!

Gekrönt wurde das Gottinnige,
Als Königserbhäuser es gab.
Da kamen sogar Schwachsinnige
Zu Thron, zu Reichsapfel und Stab.

Bei Volksherrschaft wird nicht gekrönt:
Nur wer bescheiden zu uns kommt,
Reden langatmig und versöhnt
Hält, der weiß, was dem Volke frommt.

Wer sehr viel reist und fleißig bleibt,
Sich mit Despoten manchmal trifft
Und immer schöne Reden schreibt,
Wird heute in sein Amt gehievt.

Er darf nicht turbulent auffallen,
Sollte in Reden wenig sagen,
Niemals mit den Türen knallen,
Bescheidene Frisuren tragen

Erst mit globaler Medialisierung
Entsteht jene Dauerpräsenz,
Wo Krone dann keine Verführung,
Doch Fernseher im Dauerlenz.

Glaub' ja nicht, dass gewählt nur werden,
Die machtbesessen gar nicht sind,
Ohne Intrigen und Beschwerden
Sich sehen gar als Götterkind.


©Hans Hartmut Karg
2018

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Informationen zum Gedicht: Wer wird gekrönt?

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18.08.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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