Wer knattert so spät ...
Ein Gedicht von
Horst Rehmann
Wer knattert so spät durch Nacht und Wind ?
Es ist der Vater mit seinem Kind.
Er hat den Knaben hinten am Sozius,
der faselt dort was von Konfuzius.
Mein Sohn, birg lieber fest dein Gesicht !
Siehst Vater, du die Wildsau denn nicht ?
Das Ding dort, mit stehendem Schweif ?
Mein Sohn, es ist nur der Vogel Greif !
Du liebes Kind, nun halt deinen Mund,
dein Gelaber wird mir bald zu bunt !
Siehst du nicht die Bäume am Straßenrand,
in ihrem graugrünen Blättergewand ?
Mein Vater, mein Vater, merkst du denn nicht,
du rast durch die Nacht, am Krad brennt kein Licht ?
Sei ruhig, bleib ruhig, mein Kind,
ich fahr doch mit Brille, bin lang noch nicht blind !
Willst feiner Knabe du mit mir nach Haus,
dann halt dich gut fest und sieh gradeaus,
die Sterne dort oben, sie führen uns heim,
ich kenn kein Verkehrsschild, das musst du verzeih´n !
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort,
vor uns die Häuser, ein düsterer Ort ?
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau,
rechts und links Mauern, im schaurigen Grau.
Ich rase hindurch, mach nirgendwo Halt,
an Händen und Füßen, ist mir schon ganz kalt !
Mein Vater, mein Vater, jetzt schau auf den Weg,
denk an die Einfahrt, das Bächlein mit Steg !
Der Vater hat´s übersehen, da kracht es auch schon,
verzweifelt sucht er das Kind, seinen einzigen Sohn.
Er findet und drückt es, rennt zum Gehöft mit Mühe und Not,
in den Armen das Kind, wohlauf, - nicht wie im Erlkönig, - tot.
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