Weltuntergang
Ein Gedicht von
Sepp Höltschl
Ja, grinsen sie ruhig, sie werden schon sehen,
am 12. August wird die Welt untergehen!
Das weiß meine Oma von Tante Sophie,
die putzt in der Kirche und irrt sich da nie.
Oma sagt, wir müssen alle aufs Land,
ich weiß nicht wozu, doch ich bin schon gespannt.
Am 12 August kommt das Jüngste Gericht,
kommen sie mit und verpassen sie`s nicht.
Man muß sich d’rum kümmern, sonst kann es schlimm enden,
wir dürfen ab heute kein Geld mehr verschwenden.
Nun kaufen wir Nudeln, Zucker und Salz,
auch etwas Salami und Gänseschmalz.
Oma lagert schon Blutdrucktabletten,
ich bunkere Wodka und Zigaretten,
meine Frau hat noch einmal bei Avon bestellt,
und mein Sohn will ins Puff und ich geb ihm das Geld.
Ich kauf mir wahrscheinlich noch einen Koran,
man weiß ja nicht ob man ihn brauchen kann,
die Bibel kennt Oma, ich brauch gar nicht fragen,
die wird sowieso alles ungefragt sagen.
Die Nachbarn, die wundern sich über mein Treiben,
die hab’m selber ne Oma, solln seh’n wo sie bleiben.
Kredite zu nehmen ist jetzt nicht verkehrt,
dafür kaufe ich Gold, das behält seinen Wert.
Bevor der Menschheit Exodus
gibt’s noch was, das ich machen muß:
Da wär mein Chef, die linke Ratte,
die mich übergangen hatte,
ich wär schon längst Abteilungsleiter
ohne diesen Halsabschneider,
dem schick ich seinen toten Hund,
mit Grüßen vom Gewerkschaftsbund.
Weltuntergang ist ein Event,
das braucht ein straffes Management,
kühlen Kopf muß man bewahren,
doch wir sind ja nicht unerfahren,
ja wir sind sogar routiniert,
denn Oma hat uns gut trainiert:
Letztes Jahr war es im Mai,
davon gibt’s heut noch Haferbrei.
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