Weihnachts-Ambitionen

Ein Gedicht von Marcel Strömer
Monotones Brummen
der Strommästen
durchkreuzt die endlose Stille
am Rande der Stadt.
Schneeflocken jagen
über die scharfe Klinge
des Windes,
der legt das Eis
unter Zunge und Hemd.
Auf den schneebedeckten
Wiesen und Äckern
haben sich jetzt Millionen
von Schluchten gebildet.
Sie schnappen nach Luft
und ächzen das Lied
vom Ende der Welt.
Ein Vogel, irrt flatternd
von Schneezaun zu Baum.
Auf der Suche nach Futter,
pickt sichtlich verärgert,
mit hungrigem Schnabel
auf altes, vermodertes Holz,
zuzelt säuerliche Rinde
am rostigen Draht.
„Lass schneien“ grummelt
das alte Tantchen Silberhaar.
Frau Holle, etwas launisch
und sehr besorgt,
zweiflerischer denn je.
In den Zeiten
des abnehmenden Lichts,
ist sich bewusst,
der schwerwiegenden Folgen,
durch die immer schneller
werdenden Veränderung
und Beeinträchtigung
von Natur und Umwelt.
Sichtbar werdend an
Ozonlöcher und Klimawandel.
Am glühenden Ofen
ihrer Himmelshütte
schläft eine kleine Katze
friedlich träumend,
neben gewürgtem Gewölle.
Langsam erwachen
Bürger und Bürgersteig,
die Stadt noch verträumt,
verwandelt sich.
Hektische Betriebsamkeit
beginnt im Straßenlärm.
Allerlei Geräusche
mischen Rufe und Signale,
hallen und lallen.
Ein Weihnachtsmarkt
öffnet seine Pforten.
Das Jesuskind spaziert
im festlichen Gewand,
mit Leuchtdioden im Haar
durch viele Gänge,
verkündet froh
die Botschaft von Heil,
elektrischer Liebe und Wärme.
„Last Christmas“- Dauerschleifen
vergewaltigen das Radio.
Notorische Glühweinkipper
und eiskalte Schnäppchenjäger
tauschen verstohlen Blicke.
Es riecht stark und fordernd
nach künstlichen Mandeln,
Honig, Minze, Zimtborke,
Wacholderbeeren und Zedernharz.
Die ewigen Christstollen,
der Großbäckereien,
maschinell-verpackt,
tapfer lächelnd,
stehlen sie sich
ins noch fremde Einkaufsnetz.
Ein mürrischer Landstreicher
verdrückt sich schnell
hinter den Advents-Singer.
Die quälen sich und Andere.
Ihr Sing-Sang gilt dem Ohr,
schonungsloser Segen,
unterfüttert den Spendenaufruf.
Danach sammeln sie
emsig die Kollekte ein.
Sie nehmen das Geld,
empfangen es,
Lobpreis und Anbetung,
aus faltigen Händen,
schwarz oder weiß.
Die Kinder werden vorgeschickt.
Dieses Mal lautet das Motto:
„Rettet unser Weihnachten!“



© Marcel Strömer
(Magdeburg, den 26.11.2015)

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Informationen zum Gedicht: Weihnachts-Ambitionen

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26.11.2015
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