Vom Leben blind

Ein Gedicht von Marcel Strömer
Der Sommer hüpfte mir vors Gesicht
Im Büro saß ich und spürte nicht
Das meine Zahlen nicht von Wärme sind
Sie machten mich vom Leben blind

Ich trug die vielen Akten brav ins Fach
vom Lebensunterhalt mit Regelsatz
ein Hungerlohn dafür und ein Dach
Theater-Jahresabo mit Logenplatz

Ich wünschte mir ich hätte viel mehr Zeit
Ich wäre für ein wenig Liebe doch bereit
Mit Sonnenschein und Rückenwind
Doch sie machten mich vom Leben blind

Der Winter klopfte plötzlich an die Tür
Ich erschrak und hatte kein Gespür
An jenem heißen schönen Sommertag
Ob es an meiner inneren Kälte lag?

Wie ich mit unschuldig dreister Miene rief
Überreichte mir der Frostmann einen Brief
„Herein“ und „bitte setzen sie sich!“
Indem stand, dass ich dem Winter glich.

weiter hieß es, viele Aktenleichen dort,
sind mein Verdienst und Brudermord
von mir getreten und durchgereicht
es war doch alles so sozial geeicht.

Ich weinte nicht und schrie auch nicht
Ein Sonnenstrahl zerstach mein Augenlicht
Das Paragraphenbuch in meiner Hand
Zertrümmertgeschleudert an die Wand

Der Sommer hüpfte mir vors Gesicht
Im Büro lag ich tot und spürte nicht
Wie meine Tage nicht von Wärme sind
Sie machten mich vom Leben blind.


© Marcel Strömer
(12.07.2013, Magdeburg)

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Informationen zum Gedicht: Vom Leben blind

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03.11.2014
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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