Verrannt

Ein Gedicht von Lars Abel
Stumm sieht man an einander nun,
wo Augen nur den Mund auftun,
des Wortes Chance längst verstrich,
so sinnlos, spröde, fürchterlich

Wenn Blicke sprechen schrecklich wahr,
so droht von Zungen nur Gefahr,
ein schmerzverzerrtes Angesicht
den Streithahn hemmt, das Herz gebricht

Wir ließen zwar nichts unversucht
zu viel des Leides nun verbucht,
Gewänder fälschlich ausstafiert,
das Schmerzvermögen strapaziert

Du stehst vor mir und hast die Wahl,
so ende doch die Seelenqual!
So manche heisse Träne rinnt,
wo Worte fehl am Platze sind

Tust du es nicht, so stammle ich
die wahren Worte ohne dich,
ein Wasserfall den Satz erstickt,
an dem sein Wirt schon lange strickt

Die Fetzen zwängen sich hervor,
bald bricht der Sprache volles Rohr,
die Wahrheit fühlt die Mauer ab,
trägt Lug und Trug zu Grab

(C) Lars Abel

Informationen zum Gedicht: Verrannt

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15.02.2016
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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