Teppichknüpfen

Ein Gedicht von Tilly Boesche-Zacharow
-Für Christian R.-

Jedes winz´ge Wollestückchen
findet ein Materielückchen,
wo es dann nach Farb und Länge
selbst im gröblichsten Gedränge
seinen eignen Platz behaupte,
wenn es selbst das auch nicht glaubte.

Es fühlte sich so schrecklich einsam,
traurig nur, mit nichts gemeinsam,
weil es in dem Großgebiet
alleine nur auf sich hinsieht.
Dabei ist es Teil der Pracht,
die das ganze Kunstwerk macht.

Bin zurück zur Zeit geschlüpft,
als damals ich den Teppich knüpft:
da lagen sie in hundert Farben:
Wollefädchen wie in Garben.
neben einer leeren Matte,
wie ich sie nie gesehen hatte.
Da habe ich das Werk begonnen
und ein Wunderbild ersonnen.

Doch als das Bild beendet schien,
da spürte ich den Fehler drin.
Ein einz´ges Fädchen war geblieben,
und ich begann so lang zu sieben
bis ich endlich klipp und klar,
dem Löchlein auf den Spuren war.
Das eine Wollfädlein allein
lässt nun den Teppich wertvoll sein.

Informationen zum Gedicht: Teppichknüpfen

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12.01.2014
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