Später Berufswechsel

Ein Gedicht von Tilly Boesche-Zacharow
Mich erreichten ein paar Fragen,
auf die´s mich drängt, etwas zu sagen.
Ich bin alleine,
kann schlecht gehen.
Es wackeln mir die Beine,
die Augen weigern sich, zu sehen.

Werd ich gefragt, wie´s denn so geht,
denk ich mir: Na,genauso, wie ihr´s seht!
In Wahrheit int´ressiert das jedoch niemand,
bin ihnen fern wie Alt-Schmied Wieland.
Man schmeichelt mir: Gut siehst du aus!
dreht sich um und geht nach Haus.

Die Freundschaft scheint sodann erwiesen,
man könnt direkt laut darauf niesen.
Ei, ihr solltet euch was schämen,
mich einfach auf den Arm zu nehmen.
Dieweil ihr´s euch so einfach macht,
hab ich mir etwas ausgedacht.

Fragt noch jemand,, was ich treibe,
dem ich hier jetzt Antwort schreibe:
Ich will,ohne lange rumzudrechseln,
einfach die Berufung wechseln.
von Wortebaues Dealerin,
hin zu Schaues Spielerin.

Seh mich schon in vollen Rollen,
auf den Bühnenbrettern tollen.
Was zeigt der Inhalt dieser Stücke?
Eine Frau im Altersglücke,
die sich erkämpft die eignen Rechte,
nach eig´nem Maßstab sterben möchte.

Vielleicht raunen einst paar letzte Gäste:
Die letzte Rolle war das Beste.
Solch Berufswechsel ist oft vonnöten.
Wer will noch kurz mal für sie beten?
Wer ein Gebet nicht sprechen kann,
halt´ einfach bloß den Atem an.

Dann atme er ihn wieder aus,
Ich nähm´es an - als ein Applaus!

(2014)

Informationen zum Gedicht: Später Berufswechsel

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21.06.2014
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