So ein Käse

Ein Gedicht von Sunyata
Es gibt Leute denen ist die Avocado heilig
Ohne wird‘s ihnen beim Toasten langweilig.
Im eigenen Heime können‘s komische Gestalten
Ohne Gold und Glitter kaum aushalten
Manche steh‘n auf Fesselspiele,
Andere kommen ohne Koks nicht zum Ziele

Ich wage mal eine ganz steile These
Am schrägsten bin ich mit meinem Käse

Wer denkt, Käse sei als Genussmittel recht etabliert
hat meine Lieblingssorten noch nicht probiert
Von schwarzem Camembert bis Casu Marzu
Sagen mir jeder noch so kinky Käse zu
Seis drum, dass es riecht als ob er verwese
Seis drum, dass er schmierig ist wie Mayonnaise

Ich wage mal eine ganz steile These
Um je schlimmer es stinkt umso besser der Käse.

Ist ein Käse von hoher Qualität, geradezu fantastisch,
So ist er erst würzig dann cremig, im Abgang quasi orgiastisch.
Ja wie ein lustentbrannter Kuss, ein Gaumenschäferstündchen muss er sein,
Was zur Vervollkommnung fehlt ist, hier wie dort nur guter Wein
Wer denkt sein Partner verhelfe zu Höhepunkten schneller
Der hat noch nicht gekostet von einem guten Stück Appenzeller

Ich wage mal eine ganz steile These
Nichts ist so sexy wie ein würziger Laib Käse

Einst wollte mich jemand zum Gulasch bekehren
So ein Käse!, konnte ich mich da nur erwehren
Was soll bitteschön schon so toll an Gulasch sein?
Da kommt mir viel zu viel unnötiges Gedöns hinein!
Zum Gaumenorgasmus genügt ein Reinheitsgebot
Kuhsaft muss es sein, aber Ziege geht auch zur Not

Ich wage mal eine ganz steile These
Ich würde verhungern ohne Käse.

Stets auf der Jagd nach neuen Eskapaden und Genüssen
Heißt dies für mich, kulinarisch-polygam sein zu müssen
Wer zweimal den gleichen Leckerbissen schlemmt
Gehört für mich schon zum Gouda Establishment
Drum zog ich hinaus zu den heiligen Milchhallen
Um neue Stinker zu finden, die meinem Gaumen gefallen.

Ich wage mal eine ganz steile These
Ich äße den Mond, wäre er aus Käse

Von den Küsten der Normandie bis zu den Gipfel der Schweiz
Mit Käse hat jeder Ort seinen würzigen Reiz
So machte ich mich jahrelang auf die Socken
Um ihnen ihre Geheimnisse zu entlocken!
Doch dann änderte alles ein französischer Strand
Mein Brotbelag ist völlig neu dank dem, was ich dort fand

Ich wag mal eine ganz steile These
Dort gab es einen magischen Käse

Ein weiser Mann nahm dort Brot mit Camembert
Und rief dann zum Sohne “Gib mir den Dijon-Senf her!”
Ich dachte mir: “So ein Quark, welch Barbarei!”
Das setzt doch nur absurde Aromen frei!
Zuhause angekommen verband aus Neugier nur
Auch ich den Käse mit der gelben Tinktur

Ich wag mal eine ganz steile These
Nichts passt so zu Senf wie Stinkekäse

Ganz zärtlich nur gab der Senflöffel dem Käse einen Kuss
Doch dann ergab sich meine Vorsicht dem würzigen Genuss
Mit Leidenschaft vereinte ich stürmisch was zusammengehört
Scharfer Senf und sinnlicher Camembert, wie unerhört!
In dieser nächtlichen Orgie überkam mich die Gänsehaut
Wie sonst nur vorm Altar der verliebten Braut

Ich wag mal eine ganz steile These
Den Bund für’s Leben schließe ich zwischen Senf und Käse

Seit jener Nacht gibt‘s beim Käse für mich kein Tabu
Denn ich denke mir: da geb‘ ich meinen Senf dazu!
Drum möcht‘ ich euch die frohe Botschaft überbringen
Man muss auch über seinen kulinarischen Schatten springen
Nur so kann man wahre Erleuchtung erringen
Und es zu Meisterwerken wie Senfkäse bringen

Ich wage mal eine ganz steile These
Nun kennt ihr die Wahrheit über mich und den Käse

Informationen zum Gedicht: So ein Käse

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14.02.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Sunyata) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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