Schneckenhaus

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Es war einmal ein Recke,
ich glaube, er hieß Klaus.
Er lebte wie die Schnecke
in seinem eigenen Haus.

Das Haus hatte vier Räder,
ein Lenkrad und Motor
und hatte es genügend Sprit,
kam sogar Licht hervor.

Es war gemütlich eingerichtet,
mit Couch und Wasserhahn
Küche und Schränke aufgeschichtet,
nannte man es Caravan.

Er hatte keine Sorgen,
er hatte keine Qual,
er ignorierte heute das Morgen
und ging zu keiner Wahl.

Republik und Königreich
haben ihn nicht interessiert,
für ihn waren alle gleich,
weil sie doch nur kassiert.

Er zahlte keine Steuern,
er brauchte auch kein Klo,
er lebte von der Tafel
und entledigte sich irgendwo.

Er fuhr auf neuen Straßen
wohin es ihm behagte,
er mied die Menschenmassen,
wie er zu mir mal sagte.

Er hatte keine Heimat,
er war bei sich zu Haus,
doch liebten ihn die Frauen
und gingen ein und aus.

Doch neulich an der Cote d‘Azur,
da machte man den Test,
ohne ein Führerscheinpapier
nahm die Polizei ihn fest.

Weder Ausweis noch Krankenkarte
fand man in seinem Haus.
Angeblich Deutschland auf ihn warte,
der Konsul warf ihn raus.

Jetzt lebt er wie die Schnecke
doch ohne eignes Haus.
Und wenn er sich nun recke,
sieht er zum Fenster raus.

05.02.2018 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Schneckenhaus

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06.02.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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