Schäfergedicht

Ein Gedicht von Heinrich Baumgarten
Schäfergedicht

Schäferin und Schäfer harren
draußen vor dem Schäferkarren
auf den Anbruch einer Nacht,
die den beiden Freude macht.

Schäfermaid und Schäferbube
lieben ihre Schmusestube,
denn schon öfter, oh wie fein,
nächtigten sie dort zu zwei'n.

Denn zu zweit allein zu sein,
macht die größten Sorgen klein -
klitzeklein - was sag ich? Nichtig.
Nur zu zweit sein, das ist wichtig.

Kommt des Mondes Licht allmählich,
spricht er:" Eben Schäfchen zähl ich.
Und das letzte, das wirst du sein.
Und der Karren wird dann zu sein.

Und ist erst der Karren zu,
liebste Maid, ja, dann kommst du
in der Nacht nicht mehr zur Ruh,
und ich auch nicht, leewe Fru!"

Oh, ihr Leute, mögt ihr ahnen,
wie in die Planetenbahnen
Rhythmuswellen übergreifen
in des Großen Wagens Reifen?

Auch der kleine Schäferkarren
fängt ganz plötzlich an zu knarren,
wogt in Länge und in Breite,
legt auf einmal sich zur Seite.

Die Bewohner, welch ein Schreck,
rollen in das eine Eck,
dorthin, wo sich eben grad
noch befand ein Karrenrad.

Das Schäferstündchen ist vorbei,
denn der Karren ist entzwei.
Aber ist er repariert,
wird es sicher repetiert.

Heinrich Baumgarten

Informationen zum Gedicht: Schäfergedicht

1.102 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
07.09.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Heinrich Baumgarten) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
Anzeige