Ruhig und still

Ein Gedicht von Reinhard
in meiner Wohnung ist es ruhig, sehr still
ich führe ein Dasein wie man es nicht leben will
zu vernehmen nur Geräusche welche ich selbst verursache
hörbar nur das was ich alleine mache

seit die Familie getrennt und geteilt
vergeht viel zu langsam jeder Tag, all die Zeit
selbst das schlafen, es fällt mir schwer
viele Gedanken an Geschehenes belasten mich zu sehr

ich habe versucht Erinnerungen zu vergessen und vertreiben
es war sinnlos, diese werden für immer bleiben
zu wissen wie das Glück ging verloren, kam abhanden
begreift man erst wenn dieses nicht mehr vorhanden

noch immer sitzt der Schmerz so tief
das alles nur in Richtung Scheidung lief
war es wirklich das Beste, dass wir uns ließen scheiden ?
wäre es wirklich nicht gewesen zu vermeiden ?

es tut mir leid um uns, will mir noch immer nicht in den Sinn
das wir uns getrennt, das ich geschieden bin
wir es nicht schafften, uns konnte oder wollte nicht gelingen
es zu einem anderen, besseren Ende zu bringen

weshalb konnten wir uns das Vertrauen nicht schenken
das Leben für uns alle in die richtige Bahn zu lenken ?
zwei die sich liebten wurden zum Feind
so viele böse Worte, waren sie wirklich so gemeint ?

es gab auch eine Zeit voll Hoffnung und Zuversicht
und doch ließen wir es zu das unsere Ehe zerbricht
das Schlimmste, es ist wahrhaftig passiert
wir gaben auf, haben resigniert

ich glaube wir hätten uns müssen der Verantwortung stellen
sollte dem Kind wirklich ein Elternteil fehlen ?
nicht Eltern haben ein Kind,nein, das Kind hat Eltern bekommen
doch wir haben entschieden das ihm ein Teil wird genommen

ich wollte der Frau und dem Kind zeigen meine Kraft
das man aus Liebe alles schafft
ich war so voll mit Motivation
wollte nur beenden die für alle furchtbare Situation

das Kind hat sich die Eltern nicht ausgesucht
für eine intakte Familie hätte ich alles versucht
ihm zu zeigen, wir beenden den sinnlosen Streit
zu beweisen, die Wunden verheilen mit der Zeit

ich wollte bis zuletzt noch über alles sprechen
verhindern, das wir als Familie zerbrechen
bin heute noch überzeugt wir hätten geschafft die Wende
gemeinsam hätten es wir es gebracht zu einem guten Ende

wünschte mir uns noch einmal in die Augen zu sehen
wir taten es nicht, auch das werde ich niemals verstehen
ein Blick kann vielleicht mehr als viele Worte sagen
hat die Kraft etwas auszudrücken, zu beantworten Fragen

doch von unseren Gefühlen ist nichts übrig geblieben
keine Rede mehr von sich ewig lieben
in unserer Krise, der wohl schwierigsten Zeit
da wo es am nötigsten, waren wir zu keinem Beistand bereit

Noch heute denke ich so oft daran
wie es mit uns anfing, wie es begann
ich denke an die schöne Zeit,die wir verbrachten im Glück
an so vieles erinnere ich mich gerne zurück

heute, auf den Tag genau vor 16 Jahren
wir auf dem Standesamt waren
Tage später in der Kirche haben wir uns ein gemeinsames Leben versprochen
warum wurde es dann doch nur gebrochen ?

unsere Trauung, die schöne Zeremonie
dieser einmalige Tag, den vergisst man nie
die Braut wird in der Kirche dem Bräutigam übergeben
gaben uns dort das Ja Wort für ein gemeinsames, zukünftiges Leben

die Geburt des Sohnes war von unserer Liebe das Ergebnis
ich durfte dabei sein,danke dafür,ein unvergessliches Erlebnis
ich war so glücklich das es Frau und Kind gut überstanden
niemand kann bestreiten das die Liebe war vorhanden

das Baby wurde dann erstmals der Mutter gegeben
dieser Anblick, voll Harmonie, hat mir soviel gegeben
das Glück der Mutter konnte man in ihren Augen lesen
es ist wohl der schönste Tag in meinem Leben gewesen

die Gefühle,die Eindrücke,an diesem Tag haben mich überrannt
eine Emotion die ich, woher auch, vorher nicht gekannt
heute daran zu denken schafft Glücksgefühl und auch Leid
ich wusste nicht das wir nur hatten eine begrenzte Zeit

doch in der Zeit die wir als Familie verbracht
haben wir viel unternommen, vieles gemeinsam gemacht
hatten Spaß am Dasein, oft herzlich gelacht
gemeinsam gelernt,das Kind hat es in seine Wunschschule gebracht

an all das zu denken ist wunderschön und doch auch brutal
zu sehen was man verloren ist und bleibt eine Qual
wir hätten haben können das schönste Leben
aber durch Fehler haben sich geöffnet tiefe Gräben

ich gebe es zu,ich begann zu spielen,fing an zu trinken
begann in meinen Lastern schnell zu versinken
es waren die furchtbarsten Fehler die ich jemals begangen
war wie in mir selbst gefangen

es stimmt, oft war ich von Trunkenheit befallen
nicht imstande zu reden, konnte nur noch lallen
unfähig normal, wie ein Mensch zu denken
dem, unserem Leben, wieder den richtigen Sinn zu schenken

war in meinem Gedanken oft verwirrt
habe mich in dieser Zeit oft geirrt
immer öfter haben wir uns gestritten
alle, auch ich haben dabei nur gelitten

ab dieser Zeit war der Streit ständiger Begleiter
doch statt auf mein Herz zu hören machte ich weiter
immer öfter gab es in der Familie dunkle Stunden
haben uns immer mehr entfernt,nicht zueinander gefunden

konnte meine Worte nicht mehr kontrollieren
ich verachte mich dafür das dies konnte passieren
es muss furchtbar gewesen sein mich so zu sehen
tut mir unendlich leid,ich kann es nicht machen ungeschehen

viel zu spät begann ich mein Problem zu realisieren
doch da war ich schon im Begriff die Familie zu verlieren
ab dieser Zeit suchte ich Hilfe, hätte alles probiert
aber das Vertrauen war verschwunden,ich wurde schon ignoriert

das Loch in welches ich fiel war unglaublich tief
es war vergebens das ich um Hilfe bat, um Hilfe rief
unzählige Male auf das Handy gesehen,gehofft es würde läuten
ein Anruf der Familie hätte mir können so viel bedeuten

ich wollte zurück in ein normales Leben
nur das war mein einziges Streben
wünschte zurück in die richtige Spur zu finden
hoffte so sehr meine Familie würde die Krise mit mir überwinden

sehnte danach ein gemeinsames Leben besser zu gestalten
wollte mich nur noch verantwortungsvoll verhalten
die Chance habe ich nicht mehr bekommen
somit wurde das Wichtigste aus meinem Leben genommen

unsere Seelen waren verwundet, vielleicht auch zerstört
doch trotz meiner Fehler hat meine Liebe niemals aufgehört
alles was wir einmal erhofften und erträumten, wurde beendet
es hat sich nicht mehr zum Guten gewendet

Gefühle wurden nicht mehr zugelassen,einfach ausgeblendet
nur noch amtliche Schreiben an mich gesendet
das furchtbarste war keine Hoffnung zu haben
stand da, wie vor einem unüberwindbaren Graben

ich wurde von denen die ich am meisten liebte fallen gelassen
woher sollte ich Mut und Vertrauen in mich selbst fassen
ich verstehe bis heute nicht wie wir uns haben behandelt
welche Menschen sind wir geworden, wie haben wir uns gewandelt ?

es wäre für uns alle so wichtig in dieser schwierigen Zeit
sich zu helfen, doch dazu war niemand mehr bereit
gesprochen haben nur noch Richter, Ämter und Anwälte
schrecklich war es zu spüren diese Kälte

ich habe einmal alle Schreiben die ich erhielt zerrissen
wollte sie nicht mehr sehen, habe sie weggeschmissen
es steht dort nicht immer die Wahrheit geschrieben
und sicher kein Wort davon das man sich konnte auch lieben

mein Traum, er blieb nur eine Illusion
musste weiche der Resignation
Platz machen der Hoffnungslosigkeit
von einer Beziehung blieb über nur die Einsamkeit

komisch, wenn mich jemand um Hilfe gebeten oder gefragt
ich war immer dazu bereit, habe nie nein gesagt
habe versucht zu helfen nach meinen Möglichkeiten
wenn mich jemand gebraucht hat in schwierigen Zeiten

doch als ich selbst bin am Boden gelegen
hat mich die eigene Familie aufgegeben
es war auch nicht schwer mich zu besiegen
ich konnte nicht mehr gewinnen, nur noch unterliegen

seit der Zeit als die Herzen blieben stumm
ist es ruhig geworden um mich herum
seit Jahren keinen Kontakt zu meinem Sohn
grausam so wie sie ist die Situation

ich habe es geschafft mit meinen Lastern auf zu hören
wollte mich nicht selbst zerstören
ohne Rückhalt von der Familie war es sehr schwer
die Motivation, das Ziel, es fehlte mir sehr

wollte auch nicht das der Sohn einmal sagt wir hatten Recht
der Vater, der Ehemann bleibt für alle Zeit schlecht
wollte allen, auch mir selbst beweisen zurück zu finden
meine Krise, meine Probleme zu überwinden

nicht sichtbar sind jedoch die seelischen Wunden
unsichtbar auch die einsamen Stunden
Erinnerungen werden ebenso niemals verblassen
diese bleiben mir, werden mich nie verlassen

von meinem Fenster aus kann ich den Kirchturm sehen
wo wir einmal konnten vor dem Altar stehen
in dieser Kirche haben wir uns ein Versprechen gegeben
damals glaubten wir an ein gemeinsames Leben

selbst die Worte des Pfarrers habe ich noch in den Ohren
nur der Inhalt und der Sinn ging verloren
in Gesundheit und Krankheit sich bei zu stehen
das es nicht so ist habe ich gespürt und gesehen

in Guten wie in Schlechten Tagen
auch dazu konnten wir ja sagen
und bis das der Tod euch soll scheiden
nein, es begann früher das Leiden

heute gibt es keine Hand die mich beim schlafen berührt
keine Liebe, keine Wärme, keine Nähe die man spürt
das alles und vieles mehr kann mir jetzt so fehlen
ich werde unser Verhalten nie verstehen

doch eine kann ich sagen ganz gewiß,meine Liebe war aufrichtig
das zu wissen ist für mich wichtig
ich habe mich nie verstellt, nie Theater gespielt
bis zur letzten Stunde offenbart was ich gefühlt

Informationen zum Gedicht: Ruhig und still

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21.09.2016
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