Ruf des Elends
Ein Gedicht von
Udo Steinke
Mit großen, braunen, traurigen Augen,
streckt mir ein Kind sein kleines Händchen hin.
Sein Blick enthält Leere ohne Glauben,
ohne Hoffnung auf einen Neubeginn.
Kraftlos, hilflos, zum Siechtum degradiert,
folgt es nur noch einem einzigen Drang.
Hunger alles andere ausradiert,
der Wunsch nach dem Essen, er wird zum Zwang.
Ich steh verzweifelt vor dem Kinde da.
Ich verstehe selbst dieses Elend nicht.
Ich weiß es nicht, wie dies alles geschah,
wer hält über dieses Kind nur Gericht?
Ich blicke hoch und sah mich weiter um,
sehe weiteres Elend und den Tod.
Verzweiflung macht mich starr und völlig stumm,
bei diesem Anblick, der sich hier mir bot.
Skelette mit brauner Haut bezogen,
im Alltag und im Überlebenskampf.
Über Besserung wurde gelogen,
die Hilfen – ein humanitärer Krampf.
Das schwache Kind steht immer noch vor mir,
bildet eine Schale mit den Händen.
Ich still mit wenig Hirse seine Gier,
frag mich: „Wie wird dieses Kind wohl enden?“
Erschrocken fuhr ich aus dem Bett heraus.
Ein Alptraum, zum Glück, dem Himmel sei Dank.
Fand mich in meinem behüteten Haus,
der Ruf des Elends in das Nichts versank.
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