Räumungsverkauf - eine Glosse

Ein Gedicht von Thomas De Vachroi
Oh welch ein Jammer, welch ein Graus
Frau Hanna Friedel zieht aus München aus.
Bei den Damen sitzt noch tief der Schmerz,
sie glaubten noch an einen Scherz.
Doch man konnte sich überzeugen,
an den vielen Schuhbepackten Leuten.

Ganz München stürmte ihren Laden,
wie können sie es wagen schreit von hinten Frau Friedel drein,
können sie denn nicht vernünftig sein!
Kisten fliegen – Schuhe fallen
dann hört man wieder Türen knallen.
Hanne rennt die Treppen runter und wieder rauf
Hektik und Stress nimmt seinen Lauf
und das bloß wegen eines Räumungsverkaufs.

Frau Friedel schimpft und transpiriert
eine Kundin auf ihre Schuhe stiert.
Nun setzt sie sich hin, senkt die Hände in den Schoss
und denkt; einfach aber trotzdem geschmacklos.

Da in diesem Augenblick winkt schon das nächste Missgeschick.
Eine Kundin kommt angerannt
vom Wahnsinn total übermannt
nach den Schuhen giert
und auf die Preise stiert,
den Verstand fast vollständig verliert
nur weil die Ware mächtig reduziert.

Sie freut sich und singt – ich kaufe ein
Frau Friedel ist das nicht fein!
Frau Friedel ist nun fassungslos
was sind die Münchner nur für Menschen bloß.
Bin ich denn nur noch von Wahnsinn umgeben
Oh lieber Gott, warum muss ich dieses noch erleben.
Ins Wasser schmeiß ich Jacken und Schuh
dann hab ich endlich meine selig Ruh.

Sollen sie doch schwimmen und die Isermauer erklimmen,
oder in die Fluten springen und im Chore laut singen;
wir sind die Schuh und wer bist du!
Wir sind die Menschen wir gehören dazu.
Frau Friedel gibt sich einen Stoss
einfach aber trotzdem geschmacklos.

Wie soll das alles bloß weitergehen,
Wie sollen meine Nerven das überstehen!
Und dann faltet sie die Hände und betet leise,
lieber Gott schenk mir Geduld Fuderweise.
Doch ihre Gedanken können nicht verweilen,
sie muss zum Mittagessen eilen.

In Gedanken schon wieder im Laden
liegt ihr der Schweinebraten schwer im Magen
Und eine Stimme spricht zu ihr;
„Hanne mach den Laden auf“
Kundschaft kommt im Dauerlauf.

Eine Kundin sehr stolz und fein
schlüpft in eine Jacke rein,
die passt nicht sagt die Kundin energisch laut
und dabei vorwurfsvoll auf Frau Friedel schaut
die sich nun vor lauter Freude auf die Schenkel haut
und damit es jeder hört sagt sie ganz laut;
Madame ihre Figur ist total versaut.

Die Menge lacht, die Menge kreischt
die Kundin heulend aus dem Laden weicht.
So, dass haut den Fass den Boden aus
ich hab die Nase voll und schmeiß jetzt alle raus.
Geht hinaus und lasst mir meine Ruh
nehmt mit Jacken und Schuh
den Laden schließ ich nun im nu
vor weiterer Kundschaft zu.

Und die trampeln und schrein,
Frau Friedel lass uns wieder rein
wir wollen alle jetzt vernünftig sein.
Es nähert sich die letzte Stunde
und die Kundschaft schreit – auf zur letzten Runde.
Es wird noch einmal turbulent
einer über den anderen rennt.

Und wieder fliegen Schuhe und Kisten umher
doch Frau Friedel stört das nicht mehr.
Sollen sie sich doch streiten
und die dritten sich die Hände reiben
da kauft eine die letzten Schuh
Frau Friedel springt auf und schließt den Laden zu,
nun hat sie für immer ihre Ruh.

Vier Wochen war sie krank,
doch nun ist sie wieder Mensch – Gott sei Dank.
Der Laden bleibt für immer zu
nie wieder Jacken - nie wieder Schuh.
Und das Schicksal nimmt seinen Lauf,
nie wieder Räumungsverkauf.

Nun sitzt sie im Auto und fährt nach Haus
und damit ist die Geschichte aus.

©Thomas de Vachroi anno domini 2011

Informationen zum Gedicht: Räumungsverkauf - eine Glosse

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18.01.2012
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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