Pfützenlauf

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Hört im Sommer der Regen auf,
beginnt der Kinder-Pfützenlauf.
Noch immer an der gleichen Stelle
hat die Straße eine flache Delle.
Regen der vom Himmel gießt,
an dieser Stelle nicht mehr fließt.
Sofort entsteht ein großer Teich,
für Kinder ein kleines Himmelreich.

Das ist schon seit Jahrzehnten so,
bereits mein Vater lachte dort froh.
Heut will er davon nichts wissen,
doch damals wollte er’ s nicht missen.
Jetzt steht auch sein Auto dort,
ersetzt ihm jeden anderen Sport.
Wenn er nicht will die Wahrheit sagen,
muss man nur die Nachbarn fragen.

Sobald der erste Tropfen fällt,
es kein Kind im Hause hält.
Alle hoffen dass die Wolken brüllen,
damit sich schnell die Pfützen füllen.
Ist das Wetter noch sehr frisch,
lauern die Gummistiefel unterm Tisch.
Scheint aber die Sonne auf die Mütze,
geht es barfuss in die Pfütze.

Mit einem Stück Dachpappe, das versteckt,
wird dann der Gully abgedeckt.
Auch ein Eimer Sand kommt gleich,
dichtet Ritzen wie ein Deich.
Wie der Storch, auf einem Bein,
geht es in das Weltmeer rein.
Manchmal ist ein Hund dabei,
der verstärkt dann das Geschrei.

Als Junge kann man nicht verlieren,
denn es gilt alles auszuprobieren.
Bretter aus dem Tischlerschuppen
ersetzen ganze Dampfergruppen.
Einer hatte schnell geschaltet
und vorher schon Boote gefaltet.
Boote aus Zeitungspapier, ungeklebt,
haben allerdings nicht lange gelebt.

Einer kam mit Skiern an,
per Seil zogen ihn dann zwei Mann.
Als die Brettl zu stark hingen,
alle drei zu Wasser gingen.
Wer nicht rechtzeitig kam getrabt,
hatte an dem Tag leider Pech gehabt,
denn die Sonne ärgerte Mann und Maus,
sie trocknete einfach die Pfütze aus.

Trotzdem wurde nichts versäumt
und alles wieder aufgeräumt.
Dann drehte man sich mal so, mal so,
zeigte der Sonne den nassen Po.
Wenn man glaubte, trocken zu sein,
trudelte alles hungrig zu Hause ein,
pries der Wasserspiele Wellensegen
und freute sich auf den nächsten Regen.

2012 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Pfützenlauf

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10.10.2012
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