Novemberabendlyrik

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Der erste Sturm zog übers Land,
und hat uns einfach überrannt.
Dachstuhl und gebrannte Ziegel
glaubten wir als festen Riegel
gegen Wind und starken Regen
Dank auch der Versicherung Segen.

Das Wetter war an jenem Tag
so wie es ein jeder mag.
Die Sonne schien noch einmal hell,
doch das änderte sich schnell.
Der Himmel wurde grau und trüber,
Wolken trieben rasch vorüber.

Die letzten Blätter, man glaubte es kaum,
riss der Wind sehr schnell vom Baum.
Sie jagten über Feld und Flur
und vorm Haus in der Rinnsteinspur.
Ich fand das sehr interessant
und deshalb in der Haustür stand.

Da hörte ich es von weitem rauschen
und wollte gern noch weiter lauschen.
Doch der Wind schwoll mächtig an,
erst ein Sturm, dann ward‘ s Orkan.
Die Bäume durch den Luftdruck lebten
darunter erste Autos bebten.

Die Haustür flog mir aus der Hand
und knallte donnernd an die Wand.
Ich packte schnell das alte Stück
und schlug sie zu, zu meinem Glück.
Der Wind, der frei und ungebunden,
hatte im Dach ein Loch gefunden.

Dort hinein stob er mit Macht
und hat erst mal Staub gemacht.
Was auf dem Dachboden stand
lag später zersplittert vor der Wand.
Dann hat er von unten geschoben,
die ersten Dachziegel angehoben.

Scherbelnd ging es klick-klack bumm,
die meisten Ziegel drehten sich um.
Sie rutschten tiefer bis zur Kante,
nebenbei der Zementstaub rannte.
Die Rinne füllte sich nach und nach,
bis schließlich die Halterung brach.

Als würde man das Dach wegschleifen,
hörte man die Masse pfeifen,
bis sie auf die Erde schlug,
dumpf wie der zerbrochene Krug.
Die Dachfirsten kamen wie Geschosse,
rutschten noch über die Gosse.

Es schien als wenn es ewig sei,
doch in Sekunden war‘s vorbei.
Was so mühsam einst bedacht,
war abgedeckt in dunkler Nacht.
Der Sturm zog wer weiß wohin,
zerstörend ohne Zweck und Sinn.

Wir werden’ s in der Zeitung lesen,
jetzt brauchten wir Schippe und Besen.
Die Feuerwehr war alarmiert,
die Sirenen jaulten wie geschmiert.
Irgendwann kamen sie endlich an,
Leitern und Planen und dazu acht Mann.

Trotz Wind und Regen
mussten sie sich auf dem Dach bewegen.
rollten waagerechte Bahnen,
die erst flatterten wie Fahnen.
Doch mit Fluchen und großen Nägeln
verhinderte man weiteres Segeln.

28.11.2017 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Novemberabendlyrik

1.460 mal gelesen
(Eine Person hat das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 5,0 von 5 Sternen)
-
28.11.2017
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
Anzeige