Morgens am Stausee
Ein Gedicht von
Ralph Bruse
Vor´m Himmel zieht ein Sperber Kreise.
Im Feld duckt sich ein scheues Reh.
Vom Birnbaum pickt die Haubenmeise
den Tau und schwirrt dann fort, zum See.
Dort stakst ein Storch am Ufer lang.
Das Schilfgras raschelt heute nicht.
Nirgends durchdringen Laut und Klang
das diesig feuchte frühe Licht.
Nur Friede schläft in allen Dingen;
in heimlichem, beschütztem Leben.
Bald werden Stimmen wieder schwingen,
wo noch die Stille war, bis eben.
Und wir: winzig im großen Ganzen,
wir nehmen Tücher und die Decken -
werden vielleicht beim Hinweg tanzen
und uns dann vor dem Rückweg wecken.
Mit dir blieb ich auch nachts dort hinten,
wenn zaghaft Uferarme dunkeln.
Wir werden eine Ecke finden,
wo wir wie Diamanten funkeln.
(c) Ralph Bruse
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