Mein Auto weint
Mein Auto, mein geliebter Schatz,
steht jetzt mitten in der Stadt,
weil es zwar einen Parkplatz,
doch keinen Sprit mehr hat.
Es war vor Tagen hier bei der ASU
und alles war tipp-topp gepflegt,
doch dann verlor ich einen Schuh
und hab mich suchend danebengelegt.
Ich hatte kaum die Erde berührt,
da wusste ich, es war ein Fehler,
der mich gleich zum Arzt hin führt,
einem der Herz- und Kreislaufquäler.
Ich schnappte den kleinen Kanister,
ich fahre keine Traktoren und Kälber,
ich bin keiner der kutschierten Minister,
ich tanke lässig immer noch selber.
Doch vorher schlich ich zum Doktor,
das heißt, eigentlich wollte ich,
doch es fuhr ein Rettungsfahrzeug vor
und da ich schlief, entführte es mich.
Ich erwachte in einem Kranken Bett,
es fragte gerade der Weißkittel Minister,
weil es rumpelte, gar nicht nett:
„Wem gehört bloß der Kanister?“
Ich stöhnte und schlief wieder ein,
es galt erst einmal zu sondieren.
Es musste kurz nach dem Frühstück sein,
Regen und Hunger ließen mich frieren.
Eine Schwester klärte mich auf,
ich glaubte es ihr kaum,
mein dritter Tag nahm hier den Lauf,
so tief lag ich im Traum.
Ich bat sie, einmal zu gehen,
es reiche der Heimweg dazu aus
und nach meinem Auto zu sehen,
es rage aus der Lücke heraus.
Noch zwei Tage emsigen Regens
musste ich liegend warten.
Ich durfte mich nicht bewegen,
da wollte sie endlich starten.
Der Dienst am neuen Morgen
hat Schwester und mich vereint,
doch sie bereitete mir Sorgen:
„Ich glaube, Ihr Auto weint!“
Sie war ein technischer Laie,
sprach von Bremsleitungstropfen,
irgendwann war ich an der Reihe,
mein Herz sollte selber klopfen.
Mit Schlüssel bin ich zum Auto geeilt,
sah Pfützen unter der Karosserie,
doch was den Innenraum ereilt,
das erratet ihr im Leben nie.
Grassamen, den ich mitgenommen,
war überall keimend gesprossen.
Kein Mensch war neulich gekommen
und hatte das Schiebedach geschlossen.
13.08.2017 © W.R.Guthmann
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