Märchenland 9: Die Waldhexe und der Jäger
Ein Gedicht von
Belix Bahei
Der alte graue König sprach laut und vernehmlich:
„Das mit diesem Wolf, das wird mir langsam zu dämlich,
ich befehle Euch, Meister Jäger, macht endlich Schluss,
mit diesem Übel, mit einem wohlgezielten Schuss.
Ehrlich, zu lange schon quält schrecklich mich diese Schmach.
Er macht sich lustig, über mich, äfft mich immer nach.“
Der Jäger, als folgsamer Untertan wohl bekannt,
schwor den Wolf gänzlich zu tilgen, aus dem Märchenland.
Einsam steht, matt beleuchtet, eine Hütte im Wald.
Dort führt die Hexe Allbereit ihren Haushalt.
In der Küche riecht es nach Zaubertrank und Magie.
In Rente ja schon, doch ganz aufgehört hat sie nie.
Rundum wohlgestaltet mit zauberhafter Figur
frönt sie ungehemmt ihrer nimmersatten Natur.
Gedemütigt so manch gutgläubiger Wandersmann
davon schamvoll ein unheilvolles Lied singen kann.
Kaffeeduft zieht von Baum zu Baum, durch das grüne Meer.
Von dem Haus dort drüben, von da kommt es sicher her.
Der Jäger, von so einem Duft magisch angelockt,
schaut durchs Fenster, dem guten Manne der Atem stockt.
Eine wunderbar bildschöne Frau steht dort am Herd.
Sie ist einem jagenden Mann jede Sünde wert.
Verführerisch lächelnd lädt sie ihn ein, zum Kaffee.
Ihr Trank wirkt schnell, des Jägers Geist schmilzt dahin wie Schnee.
Die Frau tanzt nackt auf ihn zu, greift ihm fest in den Schritt,
dann wird’s ihm dunkel, den Rest, den kriegt er nicht mehr mit.
Ein trockener Brunnenschacht, ein Mann im Kerzenlicht,
ein Strohsack, ein Stuhl, von oben laut die Hexe spricht:
„Höre, Meister Dumm, ich will nun täglich deinen Saft,
brauch den für jugendliches Aussehen und Spannkraft.
Melk dich, gib mir deine Milch, sei eine brave Kuh.“
Sie spöttisch lacht und gehässig grinst der Wolf dazu.
Gibt es Hoffnung für unseren armen Jägersmann?
Gibt es irgendjemanden, der ihn befreien kann?
Fortsetzung folgt
Belix Bahei
belixbahei@hotmail.com
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