Märchenland 3: Ein Wolf will Gerechtigkeit
Ein Gedicht von
Belix Bahei
Auf zwei Beinen, im aufrechten Gang
schlich der Wolf an der Lichtung entlang.
Ganz nackt! Bloß, unbekleidet in grauer Haut,
denn die Gretel hatte ja sein Fell geklaut.
Ein nackter Wolf im Wald,
das Gelächter der Tiere gemein und laut
zwischen den Bäumen hallt.
Seit Gretel ihm sein Fell stahl
ist Nacktheit ihm Pein und Qual:
„Ich hol mir zurück
mein Fell und mein Glück,
reiß sie im Schlaf,
dies dumme Schaf.“
Tags darauf brach er bei ihr ein,
Gretel war zum Glück nicht daheim.
Und der Wolf fand recht schnell
ein vermisstes Stück Fell.
Aber beim Blick in den Spiegel wurde ihm klar,
dass dies nicht sein ursprünglich Ziel gewesen war:
Die Jacke pink, die Hose fehlt.
Sein Siegeslächeln wirkt gequält:
„Die Jacke färb ich mir ins Graue um
und trag ein Bärenfell für untenrum.“
Zurück er den kürzeren Weg nahm,
so er beim Hexenhaus vorbei kam.
Die fiese Hexe grad aus dem Fenster sieht,
als der Wolf in pinker Jacke vorbei zieht.
„Oh, der alte Wolf – in Pink – ach wie schick.
Der ist doch ein recht leckerer Anblick
und was baumelt da für ein schönes Stück,
da wird ja jede einsame Hexe verrückt.
Den schnapp ich mir – leg mich auf die Lauer.
Einen schnellen Ritt nur – nichts von Dauer.
Bin eben eine ledige Frau, ganz allein,
jedoch ab und zu muss ein Abenteuer sein.“
Die Moral von der Geschicht:
Kommst du der Hexe zu dicht,
bist modisch recht schick
und trägst ein männlich Stück,
dann lauf und hoff auf dein Glück.
Belix Bahei
belixbahei@hotmail.com
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