Liebwechsel
Liebwechsel
Sie war mit ihm sehr lang zusammen,
Er hatte um sie früh gefreit.
Mit ihm war sie also gegangen
Durch's Leben, stets zum Dienst bereit.
Die Kinder gingen eigene Wege,
Die Einsamkeit traf sie dann schwer.
Das machte Zweisamkeit recht träge,
Sehnsüchte wuchsen mehr und mehr.
Schlecht schlief sie an den grauen Tagen,
Womit die Ehe überzogen.
So war der Trott kaum zu ertragen:
War ihre Liebe nicht erlogen?
Sie merkt, da ist nicht viel zu sagen,
Man plant nur noch das täglich' Essen.
Auf Antworten gibts keine Fragen,
Anziehung kann so gar nicht wesen.
Beim Einkauf lernt sie ihn dann kennen
Den Mann, der sich gern unterhält,
Der lieb will ihren Namen nennen –
Auf Schlüsselreize eingestellt.
Sie fühlt sich von ihm sehr hofiert,
Er fragt sie, lächelt und er redet,
So dass sie neu als Frau sich spürt,
Auch wenn das Fühlen sehr verspätet.
Einkäufe werden nun zum Fest,
Ohne ihn kann sie nicht mehr sein.
Es bleibt deshalb nicht nur beim Test,
Denn bald gehört die ihm allein.
Zehn Jahre ist sie nun bei ihm,
Das späte Glück findet Erfüllung.
Das Vorher scheint ihr ohne Sinn,
War nichts als Minne in Verhüllung.
Was waren Jahre denn davor?
Warum hatte sie sich vermählt,
Die sich in Pflichten ganz verlor,
Weil auf die Konvention gezählt?
©Hans Hartmut Karg
2021
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