Letzte Pilgerreise
Ein Gedicht von
Marie Mehrfeld
Am Ende des Pilgerwegs fragt er sich oft -
war zu leben vergebens, nichts so wie erhofft;
oder war’s ein Geschenk, ein wunderbares,
des Gebens, Nehmens, ein Schönes, ein Rares;
war’s ein inniges, zärtliches Händehalten,
ein lächelnd gemeinsam die Zukunft Gestalten;
ein gelegentlich sich mit Worten Verhöhnen -
um sich bereuend danach zu versöhnen;
mit Jammer, Jubel und so viel Liebe
und dem Hoffen darauf, dass es ewig so bliebe;
mit gemeinsamem Wandern in fremden Welten,
wo andere Regeln und Bräuche gelten;
er blickt in die Welt, sieht zu viele Kriege -
und weiß aus Erfahrung - es gibt keine Siege,
übrig bleibt überall Weinen und Leiden,
denn Tote beklagt man auf allen Seiten;
statt aufzurüsten die Schöpfung bewahren,
das denkt der Alte, der reich ist an Jahren -
aus Vergangenem haben wir wenig gelernt,
sind vom Leben in Eintracht noch weit entfernt;
doch behält er trotz nahender Nacht den Mut -
seine Zeit, sie wog schwer und war dennoch gut;
den Pilgerstab nimmt er versöhnt nun zur Hand,
betritt dankend den Pfad in ein heileres Land.
© M.M.
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