Kyrie eleison
Ein Gedicht von
Marcel Strömer
Kyrie eleison
Siehst du mich nicht
wie mein Herz verblutet
wie es mir die Stille zerreist
Kyrie eleison
Siehst du mich nicht
Sohn eines Kaufmannes
der in einer fremden Familie
so sehr gequält wurde
und kaltblütig entehrt
Kyrie eleison
Siehst du mich nicht
wie ich bemüht bin
ein guter Mensch zu sein
Kyrie eleison
Siehst du mich nicht
wie ich mich auf der Erde krümme
wie der Schmerz mich quält
mir alles Liebgewonnene raubt
Kyrie eleison
Siehst du mich nicht
all meine Talente
gleichsam Staub wie von fremden Füssen
zertreten wird
wie meine Blicke verspiegelt
und hinters Licht geführt
Kyrie eleison
Siehst du mich nicht
wie ich aus der Tiefe schreie
und manchmal nur noch atme
um diese Pein zu ertragen
Kyrie eleison
wie ich meine Heimatlosigkeit
die verlorene Jugendzeit
all die Widerwärtigkeiten
die Fremde ertrage
Kyrie eleison
Tag für Tag
Nacht um Nacht
von Zwischenraum zu Zwischenraum
Fuge um Fuge
ringe ich mit dir
und deinen mächtigen Engeln
Deine Existenz ist mir gewiss
dessen unnachahmliche Grösse
Und doch bin ich so unfasslich
von einer späten Wut erfasst
ohnmächtig und genauso sprachlos
bis tief bedrückt von Zweifel
Ein Bettler am Stadtrand
der nicht mehr fragen kann
weil die Kräfte immer mehr schwinden
Kyrie eleison
Wieso lässt du das zu?
© Marcel Strömer
[Magdeburg, den 16.04.2019]
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