Kriegsgeschrei

Ein Gedicht von Angelika Zädow
Berlin Philharmonie, Mai 2017

Schwere Wagen durchpflügen die Ruinen,
Staubwolken zeigen den Weg, den die Kolonnen nehmen

Kanonen drohen dem fernen Ziel Unheil an
Feuer speit`s aus wolkenlos blauem Himmel

Versängte Felder künden von einst blühendem Land,
verendetes Vieh von ehemals nährender Weide

Doch jetzt spricht hier
Feind zu Feind
Gewalt zu Gewalt
Tod zu Tod
die bitterkalte Sprache von Hass und Krieg

Nichts soll hier mehr sein
Nichts!

Ausgelöscht das Leben
Vernichtet die Kultur
Nichts!

Keine Sprache
Keine Spur der Erinnerung
Nichts!

„Besiegt“ soll die Losung sein -
besiegt am Ende alle

Da fliegt ein Vogel aus kargem Gebüsch empor,
zwitschert und singt unbeirrt seine Melodie
gegen das Dickicht aus Gestank, Dröhnen und Dreck

Mit ihm schreit die geschundene Stadt
ihre Sehnsucht in den Himmel

gegen das Nichts

vielleicht, vielleicht gibt es sie noch

irgendwo

die Hoffnung der Einfältigen
die Intuition der Bodenständigen
die Vision der Glaubenden
das Beten der Religionen

dass Frieden sein kann
zusammen
mit allen

vielleicht …

Informationen zum Gedicht: Kriegsgeschrei

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01.09.2017
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