Klingelhütchen

Ein Gedicht von Torsten Hildebrand
Das Zwergen Volk ganz ausgelassen,
sich feiernd aus dem Berg raustrollt.
Und wie sie sich an Händen fassen,
ist auch ein Hütchen weggerollt.

Das Hütchen rollt so unverdrossen,
in einen klaren Bach hinein.
Geschwind ist es dahin geflossen;
und sah so manchen Buchenhain.

Das Hütchen ist an Land gestrandet,
da war der Sonntag schon sehr weit.
Es hat mit Schilf sich, grün umrandet;
und wartet nun geraume Zeit.

Ein Bauernmädchen fand das Hütchen.
Und hob ihn auf. Und setzt ihn auf.
Im Wasser dann, für ein Minütchen,
klingelt das Hütchen Obendrauf.

Das war ein Klang, wie Südlandfrüchte;
und wie ein Wein vom Königstisch.
Auf einmal sah man Goldgerichte,
in Buchen hängen: glänzend, frisch.

Das Mädchen dankt den Wassergeistern;
und fühlt sich ausgesprochen gut.
So ein Geschenk von alten Meistern,
bringt Freude in das Bauernblut.

Doch unter Menschen gibt es Neider!
Die wollen Glück doch nur für sich.
So ist das oft, auf Erden leider.
Nein! so ein Glück ist kümmerlich!

Dem Mädchen ging es auch nicht besser.
Man warf ihr Abfallarbeit vor.
Und scharf traf sie das Zungenmesser.
Das sie verschloss, ihr Herz, ihr Ohr.

Doch diese Hütchen klingelt leise,
bei jedem bösen Ungemach.
Und klingelt, auf besondere Weise.
Das es in harte Herzen stach.

Wie tief de Stachel der Verwandlung,
im aller höchstem Grad eintraf,
ist eine tierärztliche Handlung:
Vom bösen Mensch, zum Baumwollschaf.

Schon ging es los: das große Blöken.
Wie schnell die Schäferschere schnitt.
Ein junger Hirt, sehr verwegen,
der schnitt auch gleich die Klauen mit.

Da standen dichtgedrängt die Lämmer,
mit schwarzen Flecken auf der Haut.
Und aus der Schmiede hämmern Hämmer.
Das klingt so feurig. Hell und laut.

Das Bauernmädchen lacht so fröhlich.
Doch wünscht sie sich den Mensch zurück.
Der Mensch ist manchmal unentbehrlich!
Grad für die Liebe und das Glück.

Das Klingelhütchen gibt die Töne;
und bald ist jedes Schaf befreit.
Es danken ihr: die Bauernsöhne;
mit Respekt und Bescheidenheit.

Der Braungebrannte Hirtenjunge,
hat Bauernmädchens Herz erweicht.
So das es hüpft, mit einem Sprunge;
und ihm gleich zur Seele reicht.

Sie nahmen beide ihre Hände;
und sprachen einen Katalog.
Ein Wind strich über das Gelände.
Worauf das Hütchen, mit wegflog.

So endet glücklich dieses Märchen.
Vom Brautpaar die Küsse: Noch unverbraucht.
Noch immer gibt es Zungenhärchen.
Klingelhütchen, ist nie mehr aufgetaucht.

Informationen zum Gedicht: Klingelhütchen

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21.06.2015
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Torsten Hildebrand) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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