Kling-Klang

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Neulich las ich die fragende Beschwerde,
ob ich etwa alt und müßig werde?
Schließlich sei es des Poeten Pflicht
regelmäßig zu schreiben ein Gedicht.

Nach drei Tagen war ich soweit
und überdachte das Thema „Zeit“.
Geht in euch und denkt mal nach,
Zeit ist meist verbunden mit Krach.

Morgens schon in aller Frühe
gibt der Wecker sich sehr viel Mühe.
Dies Geschenk mit großen Glocken
würde ich gerne aus dem Fenster locken.

Der kleine elektronische Unruhezwerg
singt selbst unter einem Kissenberg.
Der Vogel in der Kuckucksuhr
schreit, weil er sehr einsam nur.

Unser hat schon ein Nest gebaut,
doch er findet einfach keine Braut.
Ich warnte, wenn die große Standuhr schlägt,
wird ihr Perpendikel abgesägt.

Geh ich ans offene Fenster ran,
fängt garantiert die Turmuhr an.
Und die Fahrgemeinschaft vor dem Haus
drückt die Zeit mit der Hupe aus.

Zwischendurch bei der Armbanduhr
meldet sich eine andere Alarmzeit stur.
Des Radios angenehme leise Melodien
werden von der Zeitansage überschrien.

Der Briefträger klingelt unten wie wild,
die Zeit vergeht, kein Namensschild.
Der Doktor riet mir mal zur Eierkur,
nun piept sehr oft die Eieruhr.

Aus der Tablettendose Reichlichkeit
schreit gern ein Hahn „Tablettenzeit.“
Hat der Herzinfarkt zugeschlagen
kommt in acht Minuten der Notarztwagen.

Er erzwingt sich weit und breit
mit der Sirene seine Zeit.
Dem Glücklichen schlägt keine Stunde,
doch irgendwann bin ich ihr Kunde.


Gehe ich dereinst zur ewigen Ruh
und man schraubt den Deckel zu,
endet meine Lebens- und Liebeszeit
mit großem Kirchenglocken Geleit.

14.12.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Kling-Klang

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14.12.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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