Kettenreaktion

Ein Gedicht von Rainer Maria Derstroff
Sie stehen da in Reih` und Glied.
Niemand weiß, was bald geschied...
Dicht an dicht wie Särge anenandergereiht.
Diese Perfektion, es brauchte seine Zeit.

Mit dem Handy wird gefilmt, gezoomt.
Ich ahne, wie das Geschäft danach boomt.
Alles wird digital von allen Seiten aufgenommen.
Wird man später fragen, wie ist es dazu gekommen?

In Gedanken sehe ich sie alle fallen.
Sehe Rauchschwaden über ihnen wallen.
Vielleicht werden alle bald am Boden liegen.
Werden auch sie danach Ruhm und Ehre kriegen?

Das Signal erklingt, - von allen gehört.
Was lange erbaut, wird in kurzer Zeit zerstört.
Was von Menschenhand geschaffen ist bald endzwei.
Niemand wird sich erinnern, wie viele waren dabei.

Nur die Macher auf der großen Bühne werden geehrt.
Währenddessen man sich um die Anderen wenig schert.
Alle wollten den Sieg erringen!
Ist es vorbei, wird man sich nur der Sieger besinnen.

Es werden wieder Sektkorken wie Kanonendonner knallen.
Siegeshymnen werden laut erschallen.
In einem Buch wird man es nachlesen,
als sei man selbst, dabei gewesen.

Die Kugel fliegt und trifft ins Ziel.
Vielleicht bleibt etwas übrig, bestimmt nicht viel.
Nun beginnt die Kettenreaktion.
Hiervon redet die ganze Nation.

Es ist vollbracht. Wir haben gewonnen.
Wir sind mit Dominosteinen im Guinessbuch der Rekorde aufgenommen.

Informationen zum Gedicht: Kettenreaktion

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29.03.2020
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Rainer Maria Derstroff) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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