Jens Eits der Sensenmann

Ein Gedicht von Michael Adamitzki
Ich sitz verträumt auf dem Balkon,
da steht vor mir, ihr denkt es schon,
mein Kumpel Jens, der Sensenmann,
der spricht mich sicherlich so an:

“Mein lieber Freund, komm sei gescheit,
für dich ist’s allerhöchste Zeit.“
Doch heut, ich denk es kann nicht sein,
bei Gott, der ist ja nicht allein.

Gleich dahinter steht ne Frau,
die zischt ganz bös: “Hör zu genau,
spitz die Ohren und tu lauschen,
Jens der will die Frauen tauschen.“

Mein Weib ergriff sogleich das Wort:
“Ach bleib mit deinem Alten fort,
der Kerl hat und das ist kein Spruch,
nen ganz arg üblen Mundgeruch.

Willst du denn, “fragt sie voll Häme:
“dass im Jenseits ich mich schäme?
Lässt er sich die Zähne richten,
mache ich auch keine G‘schichten.“

Seine Frau versprach zu warten,
sitzt am Bänkchen hier im Garten.
Sie küsst mich plötzlich, ohne Grund,
mit ihrem lippenlosen Mund.

Sie will scheint’s, was soll ich nur machen,
mir’s Leben hier zur Hölle machen.
Drum rief die Sense ich zu mir:
“Mein Freund, ich gehe gern mit dir!“

Informationen zum Gedicht: Jens Eits der Sensenmann

2.177 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
24.08.2012
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige