Ich, Zombie
Ein Gedicht von
Lars Abel
Heut´ verlasse ich das Haus
nach einer Woch´ zum ersten mal,
vermutlich seh´ ich schrecklich aus,
das Sonnenlicht schickt Qual
Es blendet beissend mir die Sicht,
ich sehn´ mich nach Geborgenheit,
nach sanftem, fahlem Lampenlicht,
vier Wänden, Sicherheit
Die Stadt setzt in mir Wirren frei,
das Treiben heillos irritiert
Den Gaffern ist das einerlei,
mein Anblick fasziniert
Im Schaufenster kann ich nun seh´n,
welch´ selt´ne Kreatur ich bin,
unter den Augen Ränder steh´n,
bis zu den Backen hin
So bahn´ ich still mir eine Gass´,
ich, Zombie, durch die Menschenmass´,
ich bitt´ euch, sprecht mich ja nicht an
im Wiedergängerwahn!
Mein Geist längst schon vor Hunger tobt,
nicht dass am End´ Geschmack ich find´
am Blut, das in den Adern wogt,
ei, wie´s dort süsslich rinnt!
Durch junge Hälse pocht es dumpf,
mein Blick giert heiß von dir nach da,
vergiss den Apfelsaft von Kumpf,
die Frische lockt von nah´!
Sowie ihr lechzend nach mir schaut
und denkt: „Mei, schaut der traurig aus!“,
erstick´ ich eu´ren Mitleidsblick
im Keim, so hungerig
Wenn ich schon wirk´ lebendig tot,
mach ich dem Image alle Ehr´,
per Lippenstift verspritz´ ich Rot,
als ob voll Blut ich wär´
Dann hink´ ich keuchend durch die Welt,
der Sabber von den Lefzen weht,
den Lebenden mein Spiel gefällt,
ihr Lachen mich belebt
So merke: Wenn´s einst dir so geht,
dass du dich frisch begraben fühlst,
so zeige dass du durchaus lebst
und nicht in Därmen wühlst
(C) Lars Abel
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