Hybridmode

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Hybridmode

Jahrzehntelang hab' Samen ich erstanden
Und die Tomaten davon ausgesät,
Damit die guten Früchte nicht zu spät
Auf unserem Küchentisch dann landen.

Nach Eisheiligen ins Freiland gepflanzt
Versprach der Ansatz eine gute Ernte.
Je weiter der Ertrag sich nun davon entfernte,
Desto übler wurde, wo die Sehnsucht tanzt.

Hart waren alle Häute der Tomaten,
Sie hatten kaum noch den Eigengeschmack,
Wo ich Tomaten doch so gerne mag:
Da war ich wirklich nicht mehr gut beraten!

Aus den Hybriden konnte man danach
Das Fruchtende und Neue nicht mehr züchten:
Für Waagen gab es wenig zu gewichten –
So lagen die Tomatenbeete lange brach.

Da sah ich doch in einem Bauerngarten
Kräftige Pflanzen mit großen Tomaten.
Ich sah, wie sie tiefrote Reife hatten,
So dass man dort nicht lange musste warten,

Bis man die ersten Schönen ernten konnte
Und man mit diesen üppiggroßen Früchten
Der ganzen Nachbarschaft berichten,
Dass hier noch angestammte Klugheit wohnte.

Deshalb werde ich Tütchen nicht mehr kaufen,
Gehe lieber einmal im Jahr zur guten Bauersfrau,
Halte nach den Samentomaten Ausschau,
Um nicht mehr zu Hybridständen zu laufen.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Informationen zum Gedicht: Hybridmode

91 mal gelesen
31.05.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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