Hoffnungsmond
Ein Gedicht von
Marie Mehrfeld
es kleben zu viele Zettel mit wildfremden
Namen an meiner Grübelstirn, mein Lieber,
zu viele Fragezeichen und Doppelpunkte -
und keine Antwort; du spürst sie wie ich,
die Welle der Erinnerungen an unsere Zeit,
sie will uns lieben mit ihren alten Augen
und dann überrollen, zerschmettern und
verschlingen, will uns unter sich begraben;
doch wir wehren uns, werden sie brechen
und auf ihr tanzen; den Lärm brauche ich
und die Stille, das Heiße, das Kalte, das Klare,
das Trübe und Wahre; brauche den Schmerz,
das Schwarz des Dunkels, das Licht des Tags;
steche mir mit dem Zirkel in meine Gedanken
und durchziehe sie mit rot markierten Grenzen,
die ich nicht überschreiten soll, sagst du; doch
mein Fühlen findet immer den Weg darüber
hinaus zu springen und nach Liebe zu suchen;
ich wachse immer noch, wenn ich im Wald singe,
wenn ich in den Labyrinthen deiner tiefgrauen
Augen das Glänzen des Hoffnungsmonds finde
© M.M.
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