Herbst

Ein Gedicht von Anouk Ferez
Ich streif durch ersterbende Hecken und Wälder,
versink in Morast, in Moos und in Laub.
In Blut taucht der Herbst nun die Haine und Felder,
was grünte wir braun und zerfällt bald zu Staub.
Voll Ehrfurcht grüß ich die morbide Schönheit,
die Luft, sie wiegt schwer und trägt Kunde von Rauch.
Versonnen streich ich übers knallbunte Blattkleid:
Schon bald wird er karg sein, mein weinroter Strauch.

So sink ich denn nieder, beseelt von dem Ende,
das mich - diesem gleich - nun ereilen soll.
Herbst, du Schnitter, leg nun deine Hände
auf mich und mach endlich den Erntekorb voll.
Der Heimgang steht an und die Luft, sie trägt Kunde
von Pilzen und Fäule, von Rauch und von Tod.
Und selbst im Erblassen hab Lob ich im Munde
ich liebe den Herbst, der getaucht in blutrot.


© Anouk Ferez, Okt 2014

Informationen zum Gedicht: Herbst

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16.10.2014
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