Gute Vorsätze eines Wankelmütigen

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Im neuen Jahr wird alles besser,
da werde ich ein neuer Mann.
Statt Schweine, Rind- und Hühnerfresser
entpupp‘ ich mich als „Herr Vegan“.

Ich werde niemals wieder rauchen,
auch Alkohol trink‘ ich nicht mehr,
werd‘ keine Ausreden gebrauchen,
spiel‘ nur noch offen, grad‘ und fair.

10 Kilo möcht‘ ich gern abnehmen,
der fette Wanst ist mein Komplex!
Dann muss ich mich auch nie mehr schämen,
bei FKK und Blümchen-Sex…

Ich möcht' den Bart mir abrasieren,
zur Messe will ich öfter geh’n,
nie wieder heimlich onanieren
und Pornos mir dabei anseh’n…

Werd‘ nicht in fremden Töpfen rühren,
ich schwöre es, ich will nie mehr
den Kegelbruder Hans verführen,
denn meine Frau lieb‘ ich doch sehr…

Ich möchte niemals wieder lügen,
die Niedertracht leg‘ ich nun ab,
will nie mehr stehlen und betrügen,
ein Biedermann – bis hin zum Grab…

Mein Gott, ist das denn echt zu schaffen?
Ich kann’s versuchen, doch ich glaub‘,
vielleicht mach‘ ich mich nur zum Affen
der sich die Lebensfreude raubt…

Das Rauchen werd‘ ich nicht aufgeben
und onanieren ist gesund.
Sonst hab‘ ich gar nichts mehr vom Leben
und Bruder Hans? Ein scharfer Hund!

Mit ihm will ich auch weiter „kegeln“,
denn meine Frau, die Ilsebill,
bei der muss ich mich doch nur ekeln,
weil sie nicht kann, was ich so will…

Auch Notlügen sind gar nicht schädlich,
sonst komme ich doch nie ans Ziel
und scheitern finde ich recht kläglich,
ich mach‘ ganz einfach, was ich will!

Der gute Wille war vorhanden,
ich schieb' ihn auf die lange Bahn.
Mag auch mein Ehrgefühl versanden,
vielleicht klappt es in zwei, drei Jahr’n…

Informationen zum Gedicht: Gute Vorsätze eines Wankelmütigen

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29.12.2016
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