Großmutter

Ein Gedicht von Ralph Bruse
Großmutter
 
 
In das Haus aus sprödem Stein,
da ging ich immer wieder hin.
Hatte oft Kummer. War noch klein.
Nur nach dir stand mir der Sinn.
 
Du wärmtest mich am Fenster, dort.
Hab auch schon mal geweint.
Du holtest meinen Kummer fort
und hast es immer gut gemeint.
 
Mit deinem silbrig grauen Haar
hab ich so oft gespielt.
Genügte mir, daß jemand war,
der meine heiße Stirne hielt.
 
Hast eigentlich nie viel gesagt.
> Komm, Junge. < Und: > Ich weiß...<
Hätt´ dich so gern zuviel gefragt.
Doch blieb ich sprachlos meist und leis'.
 
Du maltest mit mir Kindertage
in lauter hellen Farben aus.
Hör´ noch die Worte, die ich sage,
einst, in jenem alten Haus:

> Bist du nicht mehr,
wo nehm´ ich her
die ganze Liebe? <
So sprach ich bange einst.
 
2.
Die Jahre gingen hin ins Land.
Du bist nun nicht mehr hier.
Als Mann ich hier, am Hause, stand
und zugleich auch als Kind, mit dir.
 
Im Haus - beim Schlag der Pendeluhr,
sitze ich am Fenster nur -
schaue hinaus und in die Runde,
alle Stunde.
Stund´ um Stunde.
 
Mit deinem silbergrauen Haar
hab ich so gern gespielt.
Genügte mir, daß jemand war....
 
 
(c) Ralph Bruse

Informationen zum Gedicht: Großmutter

340 mal gelesen
2
16.01.2023
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige