Goldmarie
Ein Gedicht von
Jürgen Wagner
Geplagt an allen Tagen
sitzt sie am Brunnen dort
Die Spule in den Händen
spinnt sie in einem fort,
bis ihre Finger bluten
Sie wäscht die Spule aus
Da fällt sie in die Tiefe
Sie rennt vor Schreck nach Haus
‚Hol‘ sie gefälligst wieder‘,
so schilt die Mutter sie
Sie geht zurück zum Brunnen,
ist ratlos wie noch nie
Mit allen ihren Ängsten,
fasst sie sich doch ein Herz
und springt in seine Tiefe,
empfindet keinen Schmerz
Verliert kurz die Besinnung
und wacht dann wieder auf
Sie ist auf einer Wiese,
da blüht es ja zuhauf!
Sie trifft auf Brot und Äpfel,
die sprechen leis zu ihr
Tut alles, was vonnöten,
spontan und frei von Gier
Geht weiter ihres Weges
zum Haus der alten Frau,
erschreckt vor ihren Zähnen,
doch spürt sie ganz genau,
sie kann ihr wohl vertrauen!
So dient sie Tag um Tag,
macht alles, was geheißen
und tut es ohne Frag‘
So regnet, schneit‘s auf Erden
Natur geht ihren Gang
Sie dient der großen Mutter
Es tönt der Weltgesang
Nun ist es Zeit zu gehen,
das Heimweh ist so stark,
zurück ins alte Leben
und sei es noch so karg
Ihr Wunsch wird angenommen,
sie wird zurückgebracht,
steht vor dem großen Tore,
das wird schnell aufgemacht
Sie geht durch diesen Bogen
Der Himmel schüttet aus
von seinem reichen Segen
und sie geht froh nach Haus
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