Gen Engeland aus Übersee

Ein Gedicht von Lars Abel
Ich fische Flaschen aus dem Sand,
der sanft sich an den Boden schmiegt,
auf dass mein fernes Engeland
baldmöglichst Nachricht von mir kriegt

Hier rauschen Wasser Tag und Nacht
und Stille ist ein Fremdwort hier,
in Winden wogt die Palmenpracht,
hoch über kleinstem Krebsgetier

Die Fluten werfen allerhand,
was Menschen ziemt, auf diesen Fleck,
von einem Schiff stammt all der Tand,
dem nahm die See das Meiste weg

Doch ob es die Fregatte war,
auf der ich aus dem Hafen lief,
so augenscheinlich unsinkbar
und nun am Meeresgrund, so tief?

Dies Rätsel sich wohl nie erschließt,
die Frage ohne Antwort plagt,
ein Schiffsrumpf aus dem Ufer sprießt,
Fregatten gleich, doch vielbetagt

Nun bin ich erst seit kurzem hier
ich, Auswurf jener rauen See,
ich, einstmals erster Offizier
der königlichen Schiffsarmee

Von meiner Mannschaft weiß ich nicht,
ob mir nur ein Matrose blieb,
ein Sturm hielt grausames Gericht,
dem Untergang er uns verschrieb

Nun friste ich ein traurig Sein
auf einem Inselparadeis,
gefangen unterm Palmenhain
ich mit mir selbst nicht weiter weiß..

So fisch' ich Flaschen aus dem Sand,
bald tragen sie mein Hilfsgesuch
der Heimat zu, gen Engeland,
mein Pergament ist Segeltuch..

Ich setze alles auf die See,
die Flaschenpost gen Heimat schwimmt,
nach Engeland aus Übersee
gelangt sie ganz bestimmt..

(C) Lars Abel

Informationen zum Gedicht: Gen Engeland aus Übersee

364 mal gelesen
(2 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 5,0 von 5 Sternen)
-
06.02.2017
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
Anzeige