Gefühle
Ein Gedicht von
Inge Wamser
EINSAMKEIT
ALS ICH ABENDS DURCH DIE STRAßEN GING,
ABWESEND MEINEN GEDANKEN NACH HING,
SAH ICH IN WOHNUNGEN UND HÄUSERN LICHTER, DACHTE,
WAS SIND DAHINTER FÜR MENSCHEN, WAS FÜR GESICHTER.
LACHEN SIE? WEINEN SIE?
WAS GEHT IN ALLEN VOR, WAS FÜR SCHICKSALE VERBERGEN
SICH HINTER TÜR UND TOR.
BLIEB STEHEN,LAUSCHTE AUF JEDES GERÄUSCH.
IM ERSTEN HAUS SINGEN UND LACHEN, DACHTE; SIE
WERDEN PARY MACHEN.
IM ZWEITEN SCHRIE AN EIN MANN SEINE FRAU,
KINDER WEINEN, IM BAUCH WURDE MIR FLAU.
IM LETZEN HAUS, DAS LICHT SEHR SCHWACH,
ALLES WAR STILL, OB DA JEMAND ALLEINE SEIN WILL?
ICH NAHM MIR MUT, EINFACH ZU KLINGELN, EIN INNERES
GEFÜHL. DA KANN WAS NICHT STIMMEN.
NACH LANGEM WARTEN GING DIE TÜR ENDLICH AUF,
EIN ALTES MÜTTERCHEN STRECKTE DEN KOPF VORSICHTIG
RAUS.
ICH FRAGTE OB ALLES IN ORDNUNG SEI,
SIE BEJATE, OBWOHL IHRE AUGEN TRAURIG DABEI.
ICH BAT SIE ZU EINEM GESPRÄCH ZU ZWEIT,
NACH LANGEM ZÖGERN WAR SIE BEREIT.
ES DAUERTE LANGE BIS SIE MIR KAM ENTGEGEN,
ERZÄHLTE MIR VIEL AUS IHREM LEBEN.
SIE WAR AUCH MAL JUNG, GLÜCKLICH,
WURDE GELIEBT VON MANN UND KIND.
MUßTE SIE FRÜH HERGEBEN, ALLEINE WEITER LEBEN.
SIE SEI DANKBAR FÜR DIESE GLÜCKLICHE ZEIT,
ABER JETZT SEI SO GRAUSAM , DIE EINSAMKEIT.
SIE DANKE MIR, DAß ICH ZUGEHÖRT, DENN KEINER NIMMT SIE
HEUTE NOCH WAHR,
SEI DANKBAR, DAß ICH HEUTE WAR FÜR SIE DA.
ICH GING, MIR WAR TRAURIG UMS HERZ, VERSPRACH, ICH KÄME
ÖFTER JETZT, DAS STRAHLEN IN IHREM GESICHT, ÜBERSAH
ICH NICHT.
ICH KAM ÖFTER JETZT ZU IHR, IHRE LEUCHTENDEN
AUGEN DANKTEN ES MIR.
IHRE ENSAMKEIT KONNTE ICH NICHT VERHINDERN,
ABER NACH DIESEM ABEND SPAZIERGANG ETWAS
LINDERN!
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