Ganz höflich

Ein Gedicht von Roman Herberth
Man hatte sich einst viel zu sagen.
Jetzt schweigt man sich viel lieber aus.
Ganz höflich ist zwar das Betragen,
doch auf der Leber rennt die Laus.

Man hatte früher große Pläne
und zog bewusst an einem Strang.
Jetzt geht so manche Kullerträne
ganz unverhohlen ihren Gang.

Man hat sich häufig in der Wolle,
der Zweisamkeit ergeht es schlecht.
Verloren wird die Selbstkontrolle,
und keiner machts dem andren Recht.

Die große Liebe eingegangen.
Der Zahn der Zeit hat sie besiegt.
Vergessen hat man das Verlangen,
weil uns nichts mehr am andren liegt.

Roman Herberth

Informationen zum Gedicht: Ganz höflich

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16.02.2016
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