Für Jakob
Die Wahrheit trägt oft grauen Schleier
und manchmal auch ein Trauerkleid.
Doch ist sie besser als die Leier
von Zuckerguss-Scheinheiligkeit…
Die Wahrheit haben Sie geschrieben,
nur glauben wollt‘ ich’s manchmal nicht.
Doch haben Sie nie übertrieben:
Die Wahrheit schaut mir ins Gesicht.
Ein guter Freund – ich hab’s begriffen –
der redet nicht nur nach dem Mund…
Es gilt, die Klippen zu umschiffen
und zu viel „Schmalz“ ist ungesund…
Den Braten haben Sie gerochen,
Ihr Schreiben schien oft unbequem,
Fassaden haben Sie gebrochen
um den versteckten Schmutz zu seh’n…
Den Worten folgten selten Taten,
weil sie oft nicht sehr ernst gemeint.
Und doch will man in Unschuld baden,
mit Ausreden, so wie es scheint.
Man kann sich wohl nie ganz entscheiden,
ob Kita oder Lazarett…
Die falschen Töne soll man meiden,
nach innen hohl – nach außen nett…
Ich möchte mich dafür bedanken,
ein bisschen weiser bin ich nun.
Ein freier Geist kennt keine Schranken,
denn er ist niemals opportun…
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