Frühlingssonne
Ein Gedicht von
Annelie Kelch
Gestern lief mir der Frühling übern Weg:
Spinatgrün leuchtete sein Haar …
und ich erkannte auf den ersten Blick,
dass er - nur er - es war.
Sein Auge funkelte gar wild,
er trug, von buntem Schottenmuster, einen Kilt;
ein Kranz aus Champignons und
Blumenkohl schmückte den Hals bizarr.
„Weshalb geizt du mit Wärme hier auf Erden?“,
sprach ich ihn mutig an.
„Ach bitte, lass es endlich richtig Frühling werden,
sei wieder gut und ein gerechter Mann!“
Der Frühling zog ein trauriges Gesicht
und deutete ins Himmelsgrau.
„Es liegt an ihr“, erklärte er, „der lieben Sonnenfrau;
die Luftverschmutzung und der Smog
machen ihr bös zu schaffen.
Sie hat die Nase voll vom Menschen und en vogue,
will sterben und verpaffen.“
Da fiel ein heller Sonnenstrahl auf mein Gesicht.
Ich sagte: „Meister Frühling, glauben 's nicht,
dass Sie arg übertreiben?
Ich schreibe heut' noch ein Gedicht:
Ach, liebe Sonne, lass uns nicht im Stich,
sollst immer, immer bleiben.“
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