Frühling auf dem Konto

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Gestern vor dem Schlafengehen
musste ich nach meinen E-Mails sehen.
Werbung hier und Werbung dort,
selbst für Alkohol und Sport.

Bei der Hausbank musste ich grinsen,
sie verzichten auf meine Zinsen.
Sie wollen mir die erste Rate schenken,
denn ich soll immer an sie denken.

An der Kassentür ein Zettel hing:
Auf meinem Konto sei jetzt Frühling.
Hätte ich nur nichts gelesen,
ich wär des nachts müde gewesen.

So aber wälzte ich mich hin und her
und das Erholen fiel mir schwer.
In meinen ersten leichten Träumen
war Frühling mit grünenden Bäumen.

An den Zweigen hingen Blätter allein,
jedes sah aus wie ein 100 Euro-Schein.
Und die Blätter sollten reichlich sprießen,
wenn wir sie fleißig mit Kaffee gießen.

Wir putzten Rollschränke voller Tassen,
gingen eimerweise Wasser fassen,
hackten Holz für die Hitze zum Brühen,
brachten die Kaffeemaschine zum Glühen.

Die Scheine wuchsen und alle schön braun,
von weitem war das herrlich anzuschaun.
Sie wuchsen entlang der Wände,
ihr Wachstum nahm gar kein Ende.

Der Direktor bestaunte die Menge,
vielleicht war sein Tresor sehr enge.
Er sagte: Selber trinken, nun ist Schluss,
weil ein 100 Euroschein grün sein muss.

21.03.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Frühling auf dem Konto

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21.03.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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