Frag den Wind

Ein Gedicht von Tilly Boesche-Zacharow
Für Eluise

Hör mir zu, geliebtes Kind!
willst du was wissen, frag den Wind.

Wo geh ich hin, wo komm ich her?
Diese Fragen wiegen schwer.
Jeder Mensch muss sie ertragen,
wenn sie ihn des nächtens plagen.
Und auch am Tag in strammem Schritt,
nimmt man sie selber mit sich mit.

In des Windes Allgewalt,
der die ganze Welt umkreist,
beweist sich G´ttes Urgestalt,
ganz egal, wie er sonst heißt.
Bei jedem Zittern und Verzagen,
brauchst du nur den Wind zu fragen.

Und nur er, er ganz allein
geht auf jede Frage ein.

Er wird dir folgen selbst in Klüfte,
in die sonst niemand gleiten dürfte.
Er hüllt dich ein in Äthers Düfte,
die er aus seinem Odem schürfte.
Er dreht mit dir die weit´ren Runden,
bis der Ausgang ist gefunden.

Und alles, was du hast an Fragen,
kannst du getrost zu ihm hintragen.

„Hat meine Mutter mich geliebt?“
Akute Frage langer Tage.
Hör, was er zur Antwort gibt.
„Deiner Mutter Herzens Schlagen,
soll ich dereinsten zu dir tragen.


So viel Aromen, so viel Schimmern
wird im Windhauch um dich flimmern.
Und du bist nicht mehr so betrübt.

Dein Imale*) hat dich geliebt.

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*) = hebr. Mütterchen
(2014)

Informationen zum Gedicht: Frag den Wind

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22.04.2014
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