Ein Mann verkauft den Ozean

Ein Gedicht von Heinz Säring
Eine Mutter mit Söhnchen macht Urlaub am Meer,
den Jungen, den brachte sie erstmals hier her.
Nach Ankunft nahm sie ihren Sohn bei der Hand
und führte ihn gleich erst mal raus an den Strand.

Dort hatte ein Mann eine kluge Idee,
er ging mit viel Flaschen heran an die See,
er ließ dann die Flaschen voll Meerwasser laufen,
um sie mit geringem Gewinn zu verkaufen.

Die Mutter mit Sohn sah'n ein Weilchen in Ruh
dem Wasserverkäufer, der fleißig war, zu.
Was will eine Käuferin damit erfrischen?
Vielleicht ein Aquarium mit Meerwasserfischen.

Die Beiden entschließen sich, essen zu gehn,
auch Mittagsschlaf finden sie danach ganz schön.
Und später - es waren paar Stunden verronnen -,
es hatte inzwischen die Ebbe begonnen,
zum Wasserrand musste man weiter nun gehn.
Dort sah man den Mann mit den Flaschen jetzt stehn.

Der Kleine, der wusst' nichts von Ebbe und Flut,
er war jetzt entsetzt, was der Flaschenmann tut!
Und plötzlich, da kamen ihm Tränen gelaufen:
"Darf der hier denn das ganze Wasser verkaufen?"

Informationen zum Gedicht: Ein Mann verkauft den Ozean

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09.08.2011
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